Geschichten, die das Leben schrieb - Teil 4 auf Seite 5

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Franzi

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im Ruhrpott
Herzlich Willkommen in meiner "guten Stube"

Nachfolgend könnt ihr, wenn ihr wollt, ein paar Geschichten aus meinem Leben lesen.
Geschichten, die das Leben verfasste, und von mir lediglich niedergeschrieben wurden.

Dieser Thread soll euch unterhalten, zum Lachen bringen und hoffentlich fesseln.

Daher eine kleine Bitte der Autorin:
Bitte keine postings, die vom Thema ableiten.
Diese werden von meinem kleinen roten Teufel sofort gelöscht.

Dafür steckt einfach zuviel Arbeit dahinter. Ich bitte um euer Verständnis.

Erscheinungszeitraum: Wöchtenlich
Copyright by Franzi
Gestaltung mit freundlicher Unterstützung von hAcky

Ausgabe 1 – 27.09.2010


Anfang des Jahres 2004… Ein trüber, trostloser Tag im Januar.

Ich sitze im Büro, es gibt wenig zu tun. Meine Gedanken wandern zu meiner letzten Beziehung, die erst vor kurzem zu Bruch ging.
Tränen steigen wieder in meine Augen. So stehe ich vom Schreibtisch auf und gehe in unsere kleine Küche, um einen Kaffee zu holen und eine Zigarette zu rauchen.

Viele Dinge gingen mir durch den Kopf… Woran liegt es nur, dass ich immer Pech in
meinen Beziehungen habe? Warum nur ziehe ich immer die falschen Partner an? Stimmt es, dass Frau ein Faible dafür hat?
Will ich mich überhaupt noch einmal neu verlieben? Will ich wieder meine ganze Energie, all meine Emotionen in eine Beziehung stecken, die sich dann doch nur als einseitig entpuppt?
Die Glut meiner Zigarette verbrennt mir fast die Finger. Autsch!
Blöde Kerle!
Ich drücke wütend die Zigarette aus und gehe wieder an meinen Arbeitsplatz.
Vor kurzer Zeit hatte ich mich auf Anraten einer Freundin im Internet auf einer Seite für Singles angemeldet. Aber bislang hatte sich auch dort –
bis auf ein paar eindeutig zweideutigen Angeboten nichts weltbewegendes getan…
Ich könnte mich eigentlich mal einloggen, dachte ich und setzte es sofort in die Tat um.

Ich las einen Teil meiner mails und löschte dann alle, ohne den Rest gelesen zu haben. Es war doch immer das Gleiche - verkrachte Existenzen,
"kleine Jungs" die auf ältere Frauen stehen und vieles mehr von dieser Sorte.
Mir wurde übel
und ich beschloss, für den Rest meines Lebens doch lieber allein zu bleiben.
Später Vormittag.

Mittlerweile herrscht Hochbetrieb im Büro.
Das lenkt mich zum Glück etwas ab. Gegen Mittag habe ich das Wichtigste erledigt und hänge wieder meinen Gedanken nach.

Ich logge mich erneut ein und schaue nach, wer sich aus meiner Umgebung denn noch so hier "rumtreibt".
Plötzlich stoße ich auf ein Inserat, das meine Gefühle nun endgültig verwirrt,
mir eine ungeahnte Gänsehaut verursacht und mich fassungslos in den Monitor starren lässt.

Ich bin ein sehr emotionaler Mensch und ich leide mit, wenn es anderen Menschen nicht gut geht.
Aber was ich da las, ließ mir fast das Blut gefrieren. Dieser Mann erzählte mir in seinem Inserat
von seinem Leben und von seinem schweren Los. Wie gesagt, ich bin ein sehr emotionaler Mensch
und bevor ich es überhaupt realisieren konnte, tippten meine Finger drauf los.
Ich tröstete, versuchte aufzurichten, berichtete am Rande von meinem Leid... Und so schickten wir uns gegenseitig die eine oder andere mail.

Mit einem merkwürdigen Gefühl im Magen fuhr ich dann nach Feierabend
nach Hause. Ich fühlte mich bedrückt und doch irgendwie ganz leicht.
Merkwürdig. Gerne hätte ich diese Art der Kommunikation weiter fortgeführt, aber dieses Vorhaben scheiterte ganz einfach
an der banalen Tatsache, dass ich daheim nicht im Besitz eines PC war.
Also musste ich wohl oder übel bis morgen warten.

Am nächsten Morgen, ich konnte es kaum erwarten, ins Büro zu kommen,
ging es in diesem Tenor weiter. Unnötig zu erwähnen, dass wir unsere Telefonnummern austauschten. So kam es an diesem Abend zu einem sehr

schönen und überaus langen Telefonat und mit gemischten Gefühlen - teils ganz leicht und frei, teils sehr bedrückt und
besorgt - ging ich in dieser Nacht sehr spät ins Bett. Ich wusste noch nicht, dass er mein Schicksal sein sollte.

Bis dahin war ich genau der Mensch, der ich immer war.
Gutmütig, gutgläubig, ohne Falschheit und teilweise recht naiv.
Aber als ich am nächsten Morgen ins Büro kam und dort eine mail von ihm
auf mich wartete, bekam ich Angst vor der eigenen Courage!

Ich wollte mich doch nicht mehr verlieben! Keine Gefühle mehr!
Nicht mehr verletzbar sein! Und doch ahnte ich, dass sich hier etwas entwickelte, was ich nicht mehr steuern konnte - ohne diesen Menschen jemals gesehen zu haben, war mir sein Gesicht auf dem Bild so vertraut.

Ich war verzweifelt! Wie komme ich da nur wieder raus?
Wenn ich liebe, bin ich verletzbar… All' dies ging mir wie ein Mantra immer und immer wieder durch den Kopf.
Ich könnte den Kontakt einschlafen lassen, überlegte ich. Nein, das geht nicht, sagte mein besseres Ich,
das ist genau das, was du selbst am meisten hasst. Der Zufall, oder war es mein Schicksal? kam mir zu Hilfe.
Mein Chef schickte mich für ein paar Tage auf Geschäftsreise nach Asien!
Ich teilte es ihm mit - erwähnte aber, dass ich das Firmen-Laptop dabei
haben werde und versuchen würde, mich einzuloggen.

Was soll das, schimpfte ich mit mir selbst! Du bist ja nicht Fleisch nicht Fisch! Warum spielst du so erbärmlich mit ihm?
In mir tobte der reinste Krieg…

Die ganze Zeit während meiner Reise hörte ich nichts von ihm…
Jede Nacht im Hotel rief ich die mails ab… Keine einzige von ihm! Selbst allein im Zimmer wurde ich rot, weil ich mir eingestehen musste, dass er mir fehlt.

Mittwoch, 28. Januar 2004

Zurück in Deutschland, Jetlag einigermaßen überwunden und wieder im Büro. Doch immer noch kein Zeichen von ihm.
Ich sehnte den Feierabend herbei!

Unruhig und ungeduldig fuhr ich nach Hause und entgegen meiner Gewohnheiten, saß ich in meiner Jacke,
die nassen Schuhe noch immer an den Füssen, die Handtasche auf dem Tisch in meiner Küche,
zerrte das Handy hervor und wählte seine Nummer. Währenddessen schickte ich ein Stoßgebet nach dem anderen zum Himmel…
Bitte, bitte, bitte, geh dran!

Er meldete sich - etwas reserviert zwar, aber zumindest gab er mir die Möglichkeit, mein Verhalten zu erklären.
Erleichtert ging ich an diesem Abend schlafen.

Donnerstag, 29. Januar 2004

Wir hatten uns beim gestrigen Telefonat für den kommenden Samstag verabredet. An diesem Morgen saß er
zuhause vor seinem PC und ich im Büro vor meinem PC.
Da ich seine private mail Adresse und er im Gegenzug meine
geschäftliche mail Adresse bekommen hatte, brauche ich nicht zu erwähnen, dass ich an diesem Tag nicht viel gearbeitet habe!
Gegen Mittag stand fest, dass wir nicht bis Samstag warten wollen,
sondern unser erstes Treffen heute stattfinden sollte.

Ich zählte die Minuten bis zum Feierabend, raste nach Hause, schnell frisch machen und schon fuhr ich zum Treffpunkt.
Er war schon da, stieg aus, kam mir entgegen und in dem Moment war es um mich geschehen!
Nach sechs Stunden Kaffeetrinken, lachen und reden, reden, reden, reden, verabschiedeten wir uns in dem Wissen, dass es mehr als nur
gefunkt hat.

Er fuhr los und ich wendete meinen Wagen, fuhr wieder rechts ran und dachte: Gleich kommt er wieder zurück… Ich wartete ca. 2 Minuten,
schüttelte den Kopf über mein kindisches Verhalten und fuhr nach Hause.

Später erzählte er mir, dass er, nachdem er losgefahren ist, wenden und zurück fahren wollte.

Seit dem 30. Januar 2004 sind wir nun ein Paar und dann ging alles recht schell.
Da mein Schatz begeisterter Motorradfahrer ist, haben wir hier und da einige Ausfahrten unternommen.
Wenn wir uns einen Tag nicht sehen konnten, war das schon recht schlimm für uns. Aber immerhin trennten uns ca. 50 km
und da er im Schichtdienst arbeitete und ich täglich bis 16.15 Uhr im Büro saß, waren die Treffen nicht immer einfach und
stets mit viel Fahrerei verbunden.

Im April fuhren wir mit dem Motorrad in Urlaub.
Immer häufiger sprachen wir darüber, dass wir so wenig Zeit für uns hätten - eben bedingt durch die Entfernung. Und so kam es, wie es kommen musste - wir zogen zusammen. D. h. ich zog mit meiner Jüngsten zu ihm und mitten im dicksten Umzugsstress meinte mein Schatz:
Eigentlich könnten wir doch noch dieses Jahr heiraten!

Somit waren unsere Verlobung und der Heiratsantrag ziemlich unspektakulär. Aber wir können beide sehr gut damit leben.
Der Vollständigkeit halber muss ich allerdings noch erwähnen, dass er mich danach mindest eine Million Mal gefragt hat,
ob ich seine Frau werden will - das letzte Mal am Vorabend unserer Hochzeit.

Und somit begannen dann unsere Vorbereitungen zu unserer Hochzeit.
 
:liebhab: sehr sehr schön geschrieben mausi. da fühlt man sich direkt in deine haut versetzt. weiter so!! :thumbs-up_new:
 
:thumbs-up_new: :bravo:

Schöne Geschichte....Ich glaub die ist aba wahr :gott2:
 
Franzi danke für diese tolle Geschichte. :thumbs-up_new:
Sie zeigt das nach einem Tief immer ein Hoch kommt.
Bitte schreib noch mehr, das ist dein Thread! :gott2:
 
Danke! Ich freu mir ein Loch in den Bauch, dass es euch gefällt :bravo:
Ja, meine Geschichten sind alle wahr! That's life! :mrgreen:
 
mike schrieb:
Franzi danke für diese tolle Geschichte. :thumbs-up_new:
Sie zeigt das nach einem Tief immer ein Hoch kommt.
Bitte schreib noch mehr, das ist dein Thread! :gott2:

Mike, du weißt nicht, wie recht du hast ;)
Zu dieser Zeit war ich bereits 44, seit 14 Jahren alleinerziehende Mutti zweier Töchter und Vollzeit berufstätig.
Das sollte mein Leben sein? Das war's schon?

NEVER!
Ich wusste so 100%ig wie es ein Morgen gibt: auf mich wartet noch etwas....etwas großartiges, einzigartiges.
Ich wußte, ich muß dadurch damit ich das,was dann kommt erst richtig genießen und würdigen kann.

Meine Freundinnen belächelten mich immer, wie man jemanden belächtelt und gewähren lässt, der irgendwie ein
wenig zurückgeblieben scheint.
Aber ich hab's ihnen ja bewiesen :D
 
Franzi weiter so, ich scherr mich schon immer einen Dreck drum
was andere von meinen Entscheidungen denken, wenn ich was will, mach ichs,obs
jemand passt oder nicht, es ist mein Leben, also lebe ich es, wie
ich will und nicht irgend jemand denkt! Kein Wunder ich bin ja auch Widder :mrgreen:
 
Willkommen zur 2. Ausgabe aus „Geschichten, die das Leben schrieb“ (wenn ihr wollt)
Aber ich muss euch warnen – dieses ist ein „klein wenig länger“


Da es sich hierbei, wie bei allen meinen Geschichten, um meine eigenen, wahren Erlebnisse handelt, hatte ich zunächst vor,
allzu Privates heraus zu nehmen. Aber ich musste feststellen, dass sich dadurch sämtliche Schilderungen zu sehr verzerrt
dargestellt hätten. Daher habe ich es gelassen.


Nun aber viel Vergnügen mit

Ausgabe 2 – 04.10.2010

Donnerstag, 23.09.2004

Noch 4 Wochen und zwei Tage bis zu unserem großen Tag!

Warum nicht ein Hochzeitstagebuch schreiben?
Zeit dafür ist im Grunde gar keine da und dennoch….

Wollten uns in der letzten Woche endlich mal um unsere Hochzeitstorte kümmern. Einen guten Konditor gefunden........zum Probe-Kaffee-trinken und Kuchen essen hingefahren.......SUPERLECKER!!!!

Aber irgendwie war man dort nicht unbedingt an einem Geschäft interessiert. Nach mehrmaligem, erfolglosen Nachfragen und nach ca. 1 Stunde warten sind wir
dann ziemlich sauer wieder abgezogen.
Gut, dann macht das Geschäft eben ein anderer.
Noch vier Wochen.......mein Schatz hat immer noch keinen Anzug!
Wird langsam Zeit, dass er sich darum kümmert.


Freitag , 24.09.2004
Noch 29 Tage...... langsam steigt die Nervosität!

Millionen Kleinigkeiten warten darauf, erledigt zu werden. Im Arbeitszimmer stapeln sich Kartons mit Dekomaterial,
das geduldig darauf wartet, verarbeitet zu werden.

So viele Gedanken und Ideen gehen uns durch den Kopf - schließlich soll alles einfach nur herrlich werden!


Mein Schatz - so scheint es jedenfalls - ist die Ruhe selbst.

Ich hingegen bin mal total ruhig und im nächsten Moment nicht mehr ansprechbar vor lauter Aufregung.....dann bekomme ich eine Gänsehaut nach der anderen.

Lustig? Verrückt? Na klar! Aber schließlich bedeutet es für uns eine weitere, aufregende, großartige Etappe in unserem Leben.


Sonntag , 26.09.2004

noch 27 Tage.......hab' ich alles? Noch mal schnell überlegen......haben wir an alles gedacht?

Die restlichen Menükarten müssen wir noch drucken....
Und wann, verflixt noch mal, kommen endlich die heiß erwarteten Strumpfbänder?
Die Deko! Kiloweise Material stapelt sich immer noch im Arbeitszimmer.....ich komme einfach nicht dazu -
werde wohl die eine oder andere Nachtschicht einlegen müssen.

Mein Dekotüll fehlt immer noch - müssen die denn ausgerechnet jetzt Urlaub machen? Und die Überraschung für meinen Schatz.......
kann ich fürs erste ganz relaxt beiseite schieben.....muss ich machen, wenn er zum Seminar fährt.

Neben den ganzen Vorbereitungen gerate ich doch immer hier und da ins Träumen.....wie wird UNSER Tag werden? Werde ich ihm
gefallen? Wird das Wetter mitspielen? Wird alles zeitlich ohne großen Stress funktionieren?

Stets denke ich, es handelt sich hier um die Trauung einer lieben Freundin - realisiere immer noch nicht, dass WIR es sein werden.


Dienstag, 28.09.2004

noch 25 Tage.......Gänsehaut.......riesige Vorfreude.......glückliche Tränchen in den Augen.......aber auch ein wenig Enttäuschung......und:
die Liebe wächst - immer mehr, mit jedem Tag. Ein herrliches Gefühl!

Und fast ebenso schnell wächst unsere „to do Liste“

Zu dem immer noch nicht vorhandenen Anzug für den Herrn Bräutigam,
der leckeren Hochzeitstorte - von der immer noch kein Konditor weiß, dass er sie backen soll - gesellt sich nun seit Sonntag ein nicht
vorhandener Brautwagen!


Schade, schade. Erst hörten wir große Töne: „Überhaupt kein Problem, lass mich nur machen.....ihr werdet staunen!“
Hm, haben wir hinterher auch und das leider nicht schlecht!


Der damalige Partner meiner Freundin warf sich sofort in Angeberpose und wischte unsere Bedenken, die anfallenden Kosten betreffend,
einfach mit den Worten fort: „Das kostest mich ein müdes Lächeln!“

Nachdem man(n) uns dann unendlich lange warten ließ, kam eines schönen Tages der Anruf:
Nix zu machen, war die Aussage, viiiiiieeeel zu teuer!


Meine Bedenken hinsichtlich der Kosten hatte ich ja bereits geäußert. Hinzu kam nun aber, dass uns so allmählich die Zeit
davon rannte. „Hey, überhaupt kein Problem! Nö, mach' dir mal keine Sorgen, wir kriegen das schon hin.........“ Was bitte, sollten wir auch sonst sagen?

Ja, es stimmt schon, in solchen und ähnlichen Situationen lernt man Menschen besser kennen.
Schade drum, aber eine Erfahrung ist es allemal wert.

Wenn man nicht alles selber macht!


Freitag, 01.10.2004

.........noch 45 Minuten! Dann sind es noch 21 Tage bis zur Hochzeit......

Irgendwie realisiere ich es immer noch nicht.......irgendwie scheint es, wir haben noch massenhaft Zeit.......irgendwie scheint uns
dennoch die Zeit durch die Finger zu rinnen.......

21 Tage........ich stehe auf, gehe an den Kalender, um zu schauen, wie viele Sonntage, wie viele Samstage wohl noch vergehen
müssen, bis er da ist. Der heiß ersehnte, unsere Liebe besiegelnde Tag......Unser Tag......ich erschrecke!

Ganze 3 Wochenenden werden noch vergehen - dieses schon mitgerechnet. Die Zeit rast, mein Puls auch!


Ich freue mich schon so sehr, es ist einfach unbeschreiblich.
Die Gefühle toben - mal ganz ruhig und gelassen um im nächsten Augenblick
wieder völlig über zu schäumen, in einen Freudentaumel zu geraten.


Kalte Hände, strahlende Augen, Herzklopfen und immer wieder die bange Frage: wird alles so funktionieren, wie wir es uns vorgestellt haben?
Eine ganze Flotte regt sich im Magen, Millionen Schmetterlinge!


Gut, in punkto Brautwagen, Anzug und Torte hat sich immer noch nichts Neues ergeben - aber gibt es an diesem Tag nichts Wichtigeres?

Brauchen wir einen protzigen, blumenübersäten Wagen zu unserem Glück?
Auf diese Fragen gibt es nur eine Antwort: NEIN. Also schauen wir ganz gelassen, was wir bis dahin noch schaffen, auf die Beine zu stellen.

Dennoch tauchen wie aus dem Nichts immer mehr Dinge auf, die nach Erledigung schreien.


Mein Geburtstag steht vor der Tür - ein wenig Vorbereitung tut schon Not, obwohl dieser Geburtstag mir völlig gleichgültig ist.

Der Junggesellenabschied sollte direkt danach folgen.
Damit habe ich wenig zu tun. Muss nur zu angegebener Zeit am angegebenen Ort sein und mich überraschen lassen.

Ich bin so dankbar!
Dankbar, dass mir ein solch großes Glück widerfährt.
Dankbar, die Liebe eines so wunderbaren Menschen geschenkt zu bekommen.
Dankbar, für jede Stunde, in der wir unser Glück genießen dürfen.
Dankbar, in der Lage zu sein, Liebe geben zu können.


Dienstag , 05.10.2004

noch 18 Tage......die Zeit rennt!

Unsere Liste "zu erledigen" wird länger, statt kürzer!

Am Montag hat sich mein baldiger Herr Gemahl mit den Worten: „Tschüss mein Schatz! Wünsche dir eine schöne Woche“
trällernd und gutgelaunt in seinen Wagen geschwungen,
hat sein Navi gequält bis es den richtigen Zielort angab und rauschte fröhlich winkend von dannen....................
Seminar an der Mosel.


Na gut, richtig gerne ist er nicht ohne mich gefahren........und so eine Woche, die geht doch ratz fatz um!

Also sitze ich hier um 22.00 Uhr und teste unsere Sitzordnung (muss ich wieder verwerfen, weil sich die Anzahl unserer Gäste
wieder einmal geändert hat), mache Notizen über Notizen (ich renne nur noch mit Zettel und Kugelschreiber bewaffnet durch die Gegend.
Ohne meinen externen Speicher gehe ich mittlerweile nicht mal mehr in den Keller!
Es könnte mir ja noch etwas Wichtiges einfallen und bis oben hab ich es garantiert wieder vergessen),räume mein Bastelzeug wieder zur Seite.......
3 Platzdeko’s in einer Stunde - der reine Horror!



Gut, schön sehen die 3 bis jetzt ja aus und dabei sind sie nur halb fertig......aber 1 Stunde für 3???? Wir sollten die Hochzeit auf nächstes Jahr verschieben!

Das Telefon bimmelt ununterbrochen......meine Tochter gibt's auch noch.......ein wenig aufräumen so ganz nebenher - zu mehr reicht es heute leider nicht,
und schon klingelt wieder das Telefon.......ein ganz relaxter Schatz wünscht mir einen schönen guten Abend und ist ganz wild nach small-talk.


Wenn nur die Nervosität nachlassen würde!

Aber jeden Morgen, wenn ich einen Blick auf den Kalender werfe, wird mir immer wieder ernüchternd klar,
wie wenig Zeit wir noch haben.......nicht nur wegen der ganzen Vorbereitungen, eher, weil ich es schade finde,
dass diese Zeit der Aufregung, Vorbereitung, der vor Vorfreude glänzenden Augen so bald vorbei sein wird.
Unser Tag wird sowieso im Nu vergehen.......Vorfreude ist und bleibt die schönste Freude.

Und dass wir uns freuen, daran gibt es keinen Zweifel. Nur so richtig fassen können wir es wohl beide noch nicht.


Samstag, 09.10.2004

.....noch 14 Tage.......

Ich denke, jetzt genau in 14 Tagen sind wir verheiratet! Ein schönes Gefühl......

Mein Schatz ist wieder zu Hause......Seminar vorbei, Gottlob! Kam mir schon sehr einsam vor in der letzten Woche.


Aber, als ob er das geahnt hätte (ich glaube eher, es ging ihm genauso wie mir), hat er mich doch letzten Mittwoch wieder einmal total überrascht!

Es war ein Tag einfach nur zum Abgewöhnen!

Hatte in der Nacht zuvor schon ziemlich schlecht geschlafen - Alpträume plagten mich......mein Brautkleid war weg!

Die Verkäuferin des Brauthauses hat es verkauft!
An eine andere!


Ich bin zwei Tage vor der Hochzeit hingefahren, um mein Kleid abzuholen.

Ich grinste wie ein Honigkuchenpferd, als ich ihr sagte, ich möchte nun endlich mein Kleid abholen, weil ich übermorgen heiraten würde.
Es hätte jetzt ja lange genug dort gehangen, weil mein Schatz es vorher nicht sehen dürfte.
So war es ja auch mit ihr abgesprochen. Aber jetzt, jetzt will ich es mitnehmen!


Da schaut sie mich ganz verständnislos an und meint: Wie? Abholen?
Ich habe es weiterverkauft! Ich dachte, sie haben sich ja nicht mehr gemeldet
und es würde keine Hochzeit mehr stattfinden.
Da habe ich es an eine andere Braut verkauft. Das Geld bekommen Sie selbstverständlich zurück.

Mein Herz blieb stehen!
Ich begann zu schimpfen wie die Kesselflicker, schrie sie an, tobte.....
sie meinte, ich solle mich doch beruhigen, vielleicht fände ich ja zu Hause noch etwas passendes zum Anziehen,
denn, um Änderungen an einem anderen Kleid vorzunehmen, dazu hätte sie jetzt keine Zeit mehr.

Was denn, Jeans und Rollkragenpullover vielleicht? Oder besser noch Omis rüschenbesetztes Flanellnachthemd?


Ich wollte mich gerade mit scharfen Krallen auf sie stürzen .......da wachte ich schweißgebadet auf!
EIN ALPTRAUM! ich liege zuhause im Bett und die Welt ist in Ordnung.......


Mittwoch früh....im Büro.....punkt 9.00 Uhr habe ich natürlich sofort dort angerufen und mich erkundigt, wie es meinem Kleid geht.
Die Verkäuferin war etwas verstört, begriff nicht. Ich erklärte ihr, warum ich anrief.....sie hatte Mühe, sich wieder von ihrem Lachanfall zu erholen.

Dann, nach zähen, aneinanderklebenden 7 Stunden neigte sich der Arbeitstag endlich dem Ende. Warum, verflixt noch mal, hat mein Schatz sich heute

überhaupt nicht gemeldet? Er schickte mir um kurz nach 7.00 Uhr eine ganz liebe SMS und dann hörte ich den ganzen Tag nichts mehr von ihm -

ungewöhnlich, merkwürdig......


16.00 Uhr.....3 SMS von ihm und was für welche......total süß!
Ach, seufzte ich innerlich, ich vermisse dich so sehr! Wäre doch nur endlich Freitag........
Zusammen mit meiner Kollegin verließ ich die Firma und wir gingen in Richtung Parkplatz. Sie textete mich zu......ich hörte nicht hin.....
war mit meinen Gedanken weit fort......mein Handy klingelt......einmal.....zweimal......dreimal......bis ich es aus der Tasche gezerrt hatte, hörte es auf.


Ich schaute nach: Edi! Blödes Handy! Nach 3x leitet es die Anrufe weiter an die Mailbox.....

Ich würgte meine Kollegin im Erzählen ab, setzte mich ins Auto und rief ihn zurück. Ein gutgelaunter Edi meldete sich, freute sich für mich,
da ich ja endlich Feierabend hatte. Was ich denn jetzt so tun würde, fragte er. Himmel! Ich hatte ja noch soviel um die Ohren!

Meine Freundin und Trauzeugin wartete auf mich, wir mussten noch einiges besprechen, dann hatte ich mich mit meiner Tochter verabredet,
die sich eine neue Wohnung anschauen wollte. Zuhause wollte ich noch putzen
und waschen und bügeln und mich endlich an die Deko setzen.......

Der Tag hat 24 Stunden, wenn die nicht reichen, nehmen wir noch die Nacht dazu.......


Mein Schatz fragte, ob ich ihn mitnehmen würde nach Hause.


Millionen Fragezeichen schossen aus meinem Kopf.......ich fragte, wo er denn sei und warum ich ihn mit nach Hause nehmen sollte?

Na ja, meinte er Süßholz raspelnd, schau' doch mal nach rechts.......


DA SASS MEIN SCHATZ IM AUTO AM ÄUSSERSTEN ENDE DES PARKPLATZES UND LACHTE ÜBER’S GANZE GESICHT!!!!!


Ich flog zu ihm.......war ganz außer mir vor Freude!


Wir erledigten schnell das Allerwichtigste und dann nix wie nach Hause!
Ich war unendlich glücklich!

Am frühen Morgen gegen 3.00 Uhr stand der arme Schatz wieder auf, um zurück nach Traben-Trarbach zu fahren,
wo sein Seminar stattfand.......300 km hin und 300 km zurück........6 Stunden Autobahn, nur um zwischendurch bei mir zu sein,
mich zu sehen, mir zu sagen, dass er mich sehr liebt!

DAS
IST
LIEBE


Edi, mein Herz, danke für die tausend wunderschönen Regenbogen, die du durch mein Herz schickst!

Samstag, 16.10.2004

……. noch 7 Tage……!
Mein Geburtstag ist vorbei ……. 45 Jahre …….. eine ganz schön „alte Braut“

Mein Schatz hat sich soviel Mühe gemacht, um den Tag wunderschön zu gestalten. Tagsüber habe ich gearbeitet –
da erwarteten meine Kolleginnen mich bereits mit brennender Kerze und Geschenken auf dem Schreibtisch – wie rührend!


Aber in der Nacht zu meinem Geburtstag war mein Schatz natürlich der erste Gratulant.
Da ich keinen Stein auf meinem Ehering habe wollte, hat er mir punkt Mitternacht einen wunderschönen, wertvollen
Vorsteckring an den Finger gesteckt.

Am nächsten Tag, Donnerstag, kam ich schon leicht genervt von der Arbeit nach Hause. Mein Schatz hat alle Spuren
der vorhergegangenen Geburtstagsfeier bereits beseitigt. Im Arbeitszimmer lag bei meinen Geschenken ein weiteres, kleines Päckchen.


Ich hatte es zwar bemerkt, aber mir nichts dabei gedacht. Schließlich hat eine gute Bekannte einen Tag nach unserer Hochzeit
Geburtstag und mein Schatz wollte – so war es abgesprochen – eine Kleinigkeit besorgen.

Mein Schatz meinte, ich hätte wohl eines vergessen auszupacken und schickte mich zurück, das Päckchen holen. Ein kleines Päckchen……
in rotem, leicht glänzendem Papier gewickelt…..eine dicke, rote Schleife…….

Da Frau ja bekanntlich in dieser Beziehung über ein überaus geschultes Auge verfügt, habe ich natürlich sofort erkannt, worum es sich
handelte und aus welcher Parfümerie es kam.


Über’s ganze Gesicht grinsend ging ich damit zurück zu ihm in die Küche. „Ich brauchte es gar nicht auszupacken“, sagte ich zu meinem Schatz.
„Ich weiß auch so, welche „Dummheit“ du da wieder begangen hast“.
Ich zitterte vor Freude: es war mein Lieblingsparfum Chanel No. 5!
Und wieder hat er es geschafft, mich zu überraschen und völlig sprachlos zu machen!


Einige Tage zuvor hatte er mich gefragt, was ich mir denn zum Geburtstag wünschen würde. Natürlich wusste ich das seit langem ganz genau!
Ich antwortete ihm, dass ich mir eine Kosmetikbehandlung und die Hochzeitsnägel wünschen würde. Ob ich denn keinen richtigen Wunsch hätte,

war seine Reaktion. Hm, na gut, dachte ich mir, dann eben nicht. Zahl’ ich’s eben selbst.


Freitagnachmittag.

Meine Schwägerin hatte sich angekündigt, um meinen am Ansatz schon ziemlich grauen Haaren, wieder neue Farbe zu verleihen und die Spitzen zu schneiden.

Ich saß vor ihr auf dem Stuhl. Bereits in den Umhang gewickelt und die Brille abgelegt harrte ich der Dinge, die da kommen sollten.
Mein Schatz stand plötzlich vor mir und meinte mit einem breiten Honigkuchenpferdgrinsen im Gesicht: „Ich hätte ja warten können, bis nächstes Jahr,
aber ich glaube, dann wäre es dafür zu spät gewesen“.


Sprach’s und drückte mir ein kleines, flaches, kuvertähnliches Geschenk in die Hand. Länglich……. braunes Geschenkpapier……
rote Schleife……. es arbeitete in meinem Kopf……doch da sah ich den Aufkleber meiner Kosmetikerin!

Kosmetikbehandlung und Hochzeitsnägel!!!


Ich flog ihm um den Hals und wusste gar nicht mehr wohin mit meiner Freude!
Er schon wieder!

Wieder hat er mich völlig aus der Bahn gebracht, mich überrascht!
Ständig denkt er nur an mich, beschenkt mich liebevoll, behütet und beschützt mich, sorgt sich um mich, will stets nur das
Allerbeste für mich…..ich danke dir, mein Herz!


19.00 Uhr.

Meine Schwägerin verabschiedet sich und ich gehe runter zu meiner anderen Schwägerin, um mit ihr auf die Sonnenbank zu gehen.
Schließlich will ich am Hochzeitstag nicht blass, abgespannt und farblos aussehen! Also her mit der gesunden Bräune!

„Sonnen Sie solange Sie wollen für 4,99!“ schrie mir die Werbung am Eingang zu. Klar, dachte ich, ich bin Sizilianerin und Sonne hat
mir noch nie etwas ausgemacht und Sonnenbrand kenne ich kaum. 2-3 Mal würde also reichen – Frau ist ja sparsam.

Ich zog mich aus, legte mich auf die Bank, zog den Deckel herunter und versuchte zu entspannen…….mmmmhmmmmm,
die Musik berieselte mich aus dem Hintergrund, die Wärme tat unendlich gut und meine Gedanken wanderten nach Hause zu meinem Schatz
und zu unserer bevorstehenden Hochzeit…………………


Noch 4 Minuten…..warm wird’s……. Lüftung höher gestellt. Aus.
Deckel hoch, anziehen und raus aus der Kabine.

Wir sitzen im Auto nach Hause. Ich sagte zu meiner Schwägerin, dass meine Beine ganz warm wären und leicht kribbeln würden.

Zuhause……Irgendwie war mir mulmig zumute.
Ich schob es auf eventuellen Hunger.


Der Tag war lang und ich hatte kaum etwas gegessen.

Also haben wir uns noch schnell etwas zu essen gemacht, den Fernseher eingeschaltet, eine Flasche Wein geöffnet und
uns in die Sessel gekuschelt.
Toller Film, gerade erst angefangen, spannend.

Meine Beine und meine Arme begannen zu jucken. Ich versuchte, mich möglichst unauffällig zu verhalten.
Mir wurde schwindelig, mein Kreislauf spielte verrückt, mir wurde übel.


Der Wein? Quatsch! Doch nicht nach einem Glas!

Mein Schatz komplimentierte mich ins Bad – kaum dort angekommen ging es auch schon los! Ich wusste nicht, ob ich leben oder sterben sollte.
Mist, dachte ich, der ganze Abend verdorben! Aber ich konnte mich ärgern soviel ich nur wollte – ich konnte jetzt auch nichts mehr daran ändern.
Mein Schatz packte mich ins Bett.

Böser Fehler! Da ich eine ziemliche Frostbeule bin, war die Heizdecke bereits eingeschaltet! Mit einem Satz war ich wieder draußen.
Schaltete die Heizdecke ab und wickelte mich in meine Bettdecke…….mmmmmhmmmm ….. herrlich kühl!

Auf die Seite drehen, die Beine angewinkelt – daran war nicht im Entferntesten zu denken. Irgendwie schlief ich ein.


Um 1.30 Uhr wurde ich wach….meine Beine brannten wie Feuer. Ich stolperte ins Bad und versuchte, sie so gut es ging zu kühlen.
Hundemüde tappste ich wieder ins Bett. Schlafen war unmöglich. Irgendwann gelang es mir dann doch.

NIE WIEDER SONNENBANK!!! dachte ich beim Einschlafen.


Samstag, 9.30 Uhr
Aufstehen, fertig machen….wir haben viel zu tun!
Ich sah aus wie ein gekochter Hummer!

Mein Schatz setzte sich durch und cremte mich ein.

Höllenqualen!

Es tat so schrecklich weh und die Creme war viel zu kalt! Er war so vorsichtig wie nur eben möglich und ich konnte spüren,
dass es ihn noch viel mehr schmerzte als mir. Ich biss die Zähne zusammen. Irgendwann war auch diese Prozedur beendet.
Jeans. Eine unvorstellbare Aktion. Schließlich war ich drin und war schweißgebadet. Musste es denn unbedingt ne Jeans sein?


Schuhe an, Treppe runter und ins Auto. Warum nur müssen die immer so niedrig sein?!
Die Jeans scheuerte himmlisch an meinen brennenden Beinen.

Mein Schatz wollte mich wieder hoch bringen und die ganze Aktion sausen lassen, aber ich setzte mich durch. Schließlich brauchte er noch einen Anzug,

der Blumenschmuck musste bestellt werden und der Konditor wusste immer noch nicht, dass er eine Hochzeitstorte backen sollte.

Im Blumengeschäft. Wir waren uns sehr schnell einig, weil Edi die Details wie Brautstraußzusammenstellung etc. später im Alleingang erledigt hat –
mit tollem Erfolg, wie ich sagen muss. Der Mann hat Geschmack!

Unter Schmerzen wieder ins Auto und ab ins Zentrum. Aussteigen. Sinn&Leffers. Gut, ganz nett, aber eben nicht das richtige für eine Hochzeit.

Wir schlenderten die Einkaufsstrasse entlang. Ein Herrenausstatter! Herrliche Anzüge! Nix wie rein!


Nachdem wir freundlich begrüßt wurden, wurden mir auch schon in die erste Etage delegiert.

Wie zur Hölle soll ich bloß diese Treppe hochkommen, ohne eine völlig behinderte und bemitleidenswerte Figur abzugeben?

Ich biss die Zähne zusammen, ließ Jeansscheuern Jeansscheuern sein und stieg tapfer die Treppe hoch, während mein Schatz
mir leichtfüßig folgte……wer schön sein will……..

NIE WIEDER SONNENBANK!!!

Wir wurden wieder begrüßt und ich schielte zu einem winzigkleinen, süßen Sesselchen. Ich setzte mich vorsichtig hinein während
der Herr Verkäufer sich mit meinem Schatz beschäftigte.

Er wurde angezogen und ausgezogen und angezogen und ausgezogen und angezogen und ausgezogen……..Er sah so toll aus!
Einfach umwerfend! Ich überlegte, dass ich besser doch vor ihm am Standesamt sein sollte – nicht dass er mir noch im letzten
Moment abhanden kam, so gut wie er in seinem schicken Anzug aussah.


Eine Frau kam hoch und bot uns Kaffee an. „Ja, gerne“, sagte ich und dachte: wenn’s geht, auch noch eine Zigarette…….ich bekam den Kaffee.

Mein Schatz verzog sich in die Kabine, um sich wieder anzuziehen. Der Verkäufer legte eine Auswahl an Westen auf den Tisch und ich sah mich

bemüßigt, aufzustehen und zu ihm zu gehen.

Wie komme ich bloß wieder aus diesem Sesselchen raus, ohne wie ein schwangerer Elefant auszusehen, dachte ich, quälte mich hoch
und humpelte zum Verkäufer.


Ob es mir nicht gut ging, war seine besorgte Frage.
Ich erzählte ihm bruchstückhaft von meinem Sonnenbankerlebnis. Ich konnte förmlich hören wie er dachte: Typisch Weiber!
Schön sein um jeden Preis. Ganz schön blöd! Aber er lächelte mich mitleidig an und gab natürlich sofort die ganze Schuld dem Studio…
Kluger Mann!

Der Anzug war gekauft und wir verließen ein paar hundert Euro ärmer aber stolz und glücklich das Geschäft.
Erstmal eine Kleinigkeit essen und etwas Kaltes trinken. Dann noch ein wenig bummeln und auf zur nächsten Etappe.


15.00 Uhr – beim Konditor.
Wieder raus aus dem Auto, rein ins Geschäft und auf den Stuhl setzen. Mir war schon schlecht vor Schmerzen.
Wir haben uns bei einer Tasse Kaffee die Vorlagen angeschaut…….
ein Herz, ein Buch, eine dreistöckige, eine vierstöckige…beschriftet, verziert, mit Brautpaar, ohne Brautpaar.

Der Juniorchef kam. Das große Herz gefiel uns ganz gut – wir bestellten eine vierstöckige! Vier verschiedene
Geschmacksrichtungen und obenauf zwei wunderschöne Tauben mit Ringen im Schnabel.
Wir zahlten den Kaffee und verabschiedeten uns.

Rein ins Auto, zum Einkaufen, raus aus dem Auto.
Rein ins Auto, nach Hause, raus aus dem Auto.
Die Treppen hoch……..ich war fix und alle!


Schälte mich mühsam aus den Jeans – Himmel! wie sahen bloß meine Beine aus!
Knallrot und auf doppelte Größe angeschwollen!

Mein zukünftiger Herr Gemahl bestand wieder auf einer Eincremeprozedur.
Ich ließ sie über mich ergehen. Auch die liebevolle Drohung, dieses alle 1-2 Stunden zu wiederholen.
Die Alternative wäre ein Besuch beim Doc! Niemals! Dann lieber eincremen.

NIE WIEDER SONNENBANK!!!

Ein ziemlich ereignisreicher Tag neigt sich dem Ende.
Wir haben alles, was wir uns vorgenommen haben, erledigt.
Es ist 19.45 Uhr – jetzt noch mit der Deko anfangen…………ich weiß nicht so recht.

Für heute ist erstmal Schluß. Werde jetzt zu meinem Schatz rübergehen, dem bei meinem Anblick
garantiert sofort wieder unsere Eincremeprozedur einfallen wird….

NIE WIEDER SONNENBANK!!!


Sonntag, 17.10.2004

......noch 6 Tage.......

Mein Sonnenbrand beginnt allmählich, mich in Ruhe zu lassen – na ja, bei der Eincremerei! Auch gestern Abend war ich noch so geschafft,
dass ich ziemlich früh im Bett lag. Zum Glück habe ich jedoch sehr gut geschlafen und bin heute erst gegen 10.00 Uhr wach geworden.


Nach einem ausgiebigen Frühstück mit meiner kleinen Familie habe ich zuerst meine kleine Überraschung für meinen Süßen fertig gemacht.
Wollte ursprünglich dafür runter zu meiner Schwägerin gehen, aber dort war niemand zu Hause. Also habe ich meinen Schatz vor den PC verbannt,
mich in die Küche gesetzt und die Türe geschlossen. Aber typisch Mann, kriegt gerade dann einen ungeheuren Durst.
Bis ich ihn endlich aus der Küche hatte, hab' ich schon tüchtig geschwitzt.

Als ich dann damit fertig war, habe ich mich auch ins Arbeitszimmer gesetzt, um nun endgültig mit der Platzdeko weiter zu machen.
Nach mehreren Fehlschlägen hatte ich's dann raus und ich muss ehrlich sagen, es ist mir gelungen.

Gut, fertig bin ich zwar noch immer nicht, aber 9 Stück von 50 sind "schon" fertig. Ich denke, da wird doch noch die eine oder andere Nachtschicht fällig werden.


Von meiner lieben Trauzeugin und Freundin habe ich seit Freitag, als ich den JGA abgesagt hatte, nichts gehört.
Mittlerweile muss ich ehrlich sagen, dass es mir ganz recht wäre, sie würde sich auch morgen nicht melden.
Denn dann könnte ich diese recht unerfreuliche Episode ad acta legen.

Erst das Desaster mit dem verpatzten Brautwagen (wenn sie gewollt hätte, wäre ihr sicherlich eine gute und
preiswerte Alternative eingefallen – schließlich kannten wir uns seit mehr als 14 Jahren da sollte sie schon wissen,
wie ich ticke), dann der verpatzte Junggesellenabschied! Nachdem sie auch hier nahezu alles platzen ließ, hatte ich
für meinen Teil absolut keine Lust mehr auf den zwischenzeitlich so genannten Junggesellenabschied und sagte die
ganze Geschichte ab.
Irgendwie hatte ich mehr und mehr das Gefühl, sie würde eher alles boykottieren wollen als mir helfend zur Seite zu stehen.


Gegen 19.00 Uhr bekamen wir einen Anruf einer lieben Freundin, der uns regelrecht geschockt hat.
Heute Morgen ist Otto, ihr lieber Mann verstorben. Ganz still, so wie er auch im Leben war, ist er gegangen.
Uns fehlten einfach die Worte - wir wussten nicht mehr, was wir sagen sollten.

Ich konnte überhaupt nicht mehr sprechen, meine Kehle war zugeschnürt, der Schock sitzt immer noch.

Ausgerechnet Otto! Mein lieber, alter Otto! Im Januar wäre er 74 Jahre geworden. Dabei war er noch so rüstig......
ich kann es nicht fassen. Auch Edi, der ihn nur ein Mal gesehen hat, ist fix und fertig.
Otto war ein Mensch, den man einfach lieb haben musste.


Wie oft hat er mich gefragt, wann ich denn nun heiraten würde. Ich solle mich damit beeilen, damit er es noch erleben kann.
Und als ich ihm immer wieder sagen musste, dass sich der Richtige noch nicht gefunden hat, antwortete er mir immer das Gleiche:

"Nimm mich Mädchen, watt besseres kriegste eh nicht!"

Wie hat er mich immer wieder aufgebaut, als es mir so schlecht ging - mir immer wieder Mut gemacht, mich immer wieder getröstet!

Eines Tages im Sommer 2003, ich hatte Urlaub und war mit Hausputz beschäftigt, kam ich gerade ziemlich abgehetzt aus dem Keller
in meine Wohnung, als meine Tochter mir schon an der Türe entgegenkam und meinte: "Was glaubst du, wer da ist"?


Da standen meine beiden Hübschen in meinem Wohnzimmer und grinsten mich fröhlich an!
Damals wohnten sie in Wesel und waren kurz in Willich bei einem Bekannten auf Stippvisite. Aber bevor sie wieder nach Hause fuhren,
haben sie noch schnell diesen kleinen Umweg über Viersen in Kauf genommen.

Wie stolz und glücklich war ich, als ich beide eines Abends im Februar 2004 anrief und von meiner großen Liebe erzählte!
Wie stolz und glücklich war ich, als ich beiden mitteilte, zu meinem Schatz zu ziehen und dann ganz in ihrer Nähe zu sein.
Besuche hatten wir uns gegenseitig versichert - viele, viele Besuche! Ein einziges Mal haben wir uns seitdem gesehen!
Wie stolz und glücklich war ich, als wir sie anriefen und ihnen von unserer Hochzeit erzählten - wie haben die beiden sich gefreut,
als wir sie dazu eingeladen haben!


Zu spät! Niemals wieder werde ich Otto sehen, mit ihm reden, mit ihm albern, mich von ihm verschaukeln lassen...Nie wieder wird er mich trösten!

Zu spät!
Zu spät!
Zu spät!

LEBE JEDEN TAG, ALS WÄRE ES DEIN LETZTER!
LEBE HEUTE! VERSCHIEBE NICHTS AUF MORGEN!
.........vielleicht gibt es ein Morgen nicht mehr.....

Ich werde ihn sehr vermissen und immer in meinem Herzen halten!


Mittwoch, 20.10.2004

......noch zwei Tage und der Rest von heute!

Auf geht's in den Endspurt!

Es war die letzten Tage so turbulent, dass mir einfach die Zeit fehlte, mein Tagebuch zu vervollständigen.
Da ich aber keine halben Sachen mag und jetzt etwas Luft habe, will ich das mal fix nachholen:

Montagabend eskalierte die ganze unangenehme Atmosphäre, die mich in punkto Freundin und Trauzeugin belastete.


Seit ich den JGA abgesagt hatte, habe ich das ganze Wochenende nichts mehr von ihr gehört.

Montagmorgen kam eine SMS von ihr, ob es denn nun bei unserem Treffen abends bleiben würde.

Ich habe ihr geschrieben, dass von meiner Seite nichts dagegen spricht. Allerdings könnten wir nicht ins Lokal,
da Montags Ruhetag ist (wir wollten ins Lokal und uns wegen der Deko besprechen).
Also wollte sie es auf gestern, Dienstag, verschieben.

Den ganzen Tag über hatte ich ein sehr merkwürdiges Gefühl und selbst am Wochenende habe ich meinem Schatz gesagt,
dass es mir fast lieber wäre, sie würde sich überhaupt nicht mehr melden.


Unser Treffen beschäftigte mich sehr, da ich mittlerweile auch nicht mehr die rechte Lust dazu hatte.

Da ich nunmehr von ihr schon reichlich enttäuscht und, ehrlich gestanden, mittlerweile auch ziemlich genervt war,
habe ich sie angerufen, um unser Treffen abzusagen.

Was, bitteschön, soll sie mir jetzt, knapp 3 Tage vor der Hochzeit, noch groß helfen? Es ist alles geplant, organisiert, ausgewählt und bestellt!

Also tat ich nun das, was sie die ganze Zeit über mit mir getan hatte:
ich rief sie an und sagte, dass es ein Problem gäbe und ich keine Zeit hätte.
„Ja, aber ich hab doch noch die ganze Deko hier die ich gekauft habe, ich kann damit nichts tun!“ war ihre Reaktion.

„Gut“, sagte ich, „wenn du sie mir wirklich schenken willst, komm ich nach Feierabend vorbei und hole sie ab.“

Sie: „Ja, wann willst du denn die Tischdeko machen? Bleibt ja nur noch der Mittwoch, am Donnerstag wird bei euch ja gekränzt.“


Im Grunde war nichts nach ihrem Gusto:

das Kränzen (keine Ahnung warum sie damit ein solches Problem hat - Neid? Angeblich konnte sie nicht kommen, weil ihre Tochter am nächsten Tag zur Schule muss)

das Lokal (hach, wäre da doch nur ein abgetrennter Raum dann hätte ich mich den ganzen Freitag mit dekorieren austoben können.)

mein Kleid? Nicht einmal ein anerkennender Blick kam von ihr, als sie sich dann herabließ, zur zweiten Anprobe doch mitzugehen.

Anfänglich wollten wir zusammen auf Brautkleidsuche gehen, aber ständig ließ sie mich hängen und irgendwann war ich es leid.
Als ich die gravierten Eheringe abholte, ging ich mit meiner Tochter, meiner Schwägerin und meiner Nichte „nur mal kurz“ in ein Brautmodengeschäft
und nach nur einer Anprobe hatte ich mein Kleid gefunden.


Aber zurück zum Telefonat.

Da platzte mir allmählich der Kragen!

"Welche Tischdeko? Ist doch alles schon so gut wie fertig!
Den Tüll in die gewünschte Länge schneiden, dekorieren und auf den Tischen befestigen?????
Dafür brauche ich keine 30 Mann, das kriege ich notfalls auch noch alleine hin.

Und warum, bitte sehr, kommt meine Trauzeugin nicht, wenn bei uns gekränzt wird?
Und warum, bitte sehr, hat meine Trauzeugin mich die ganze Zeit hängen lassen?"

Sie ignorierte meine Aussage und meinte statt dessen, wie wir es denn dann am Samstag mit dem Fahren zum Standesamt machen.
Sie und ihr Freund würden dann also mit mir als letzte losfahren.....


Sorry, aber nach der ganzen Aktion haben wir umdisponiert.
Sie haben den Brautwagen sausen lassen, wir standen kurz vor der Hochzeit ohne Brautauto und Blumenschmuck da
(als Trauzeugin wollte sie sich ja auch um Brautstrauß etc. kümmern!) und mussten kurzfristig umdisponieren.
Also haben wir auch den Fahrer umdisponiert, d.h. dass Edi’s Trauzeuge mich fahren wird.

Diese "Ehre" sollten sie jetzt auch nicht mehr haben!


Ich war sauer!

Sie reagierte äußerst pikiert und meinte, dann könnten sie ja direkt zum Standesamt fahren.
„Mach, wie du möchtest“, habe ich ihr gesagt.

Da wurde sie heftiger und meinte, sie fühle sich allmählich aus allem rausgekickt.

„Sorry“, sagte ich ihr, „du hast dich selbst rausgekickt!
Nie hattest du Zeit, alles habe ich alleine gemacht.

Ich habe Stunden bei dir verbracht, um dich auf dem Laufenden zu halten.
Von allem, ganz gleich, ob schon erledigt oder noch in Planung, habe ich dir erzählt. Von dir kam nichts.
Wer hätte mir denn garantiert, dass ich an meiner Hochzeit auch einen Brautstrauß haben würde nach allem, was bisher schon war!“

Oh, da wurde sie aber wütend! Sie habe mir schließlich oft angeboten, zu uns zu kommen und mir zu helfen.

„Ja stimmt“, habe ich gesagt „und genau so oft ist dann wieder nichts draus geworden.“


„Ich habe dir auch angeboten, mir die Sachen zu bringen und ich hätte sie fertig gemacht“, meinte sie, sich verteidigen zu müssen.

Wie bitte?!
Ich war sprachlos!
Davon war nie die Rede!
Und warum sollte ich das tun?
Warum muss ich ständig zu ihr rennen und sie kann nicht zu uns kommen?
Die Entfernung ist schließlich die gleiche.

Sie wäre auf dem Zahnfleisch gekrochen, weil sie so krank war und hat einen so tollen Brautstrauß bestellt und hat soviel für den JGA
vorbereitet (???? Nix hatte sie vorbereitet!) und, und, und.
Ich habe sie abschließend, weil es mir schon tüchtig auf den Wecker ging, gefragt, ob sie sich denn nun um den Strauss kümmert oder nicht.
Daraufhin reagierte sie sehr heftig indem sie wütend schlussendlich den Hörer auflegte.


Ich war baff! Kreidebleich, zitterte am ganzen Körper.
Legte ebenfalls auf und begann zu heulen.

Mein Schatz nahm mich in die Arme und tröstete mich.
Ich beruhigte mich und dachte, jetzt muss gehandelt werden. In die Ecke setzen und heulen bringt nichts und ändert nichts.
Wir überlegten und entschieden spontan, meine Schwägerin zu bitten, diese Rolle zu übernehmen.
Was sie im Übrigen mit Freuden angenommen hat!


Gestern Morgen kam eine SMS meiner Freundin in der sie mich aufklärte, dass sie nicht wusste, dass ich Freundschaften darin beurteile,
was sie vorher tut.
Sie hätte es als ihre Hauptaufgabe gesehen, uns einen tollen Tag zu bereiten z.B. mit weißen Tauben, einem Gospelsänger,
30 roten Herzluftballons die in die Luft steigen sollten, einem tollen Brautstrauß mit Überraschung und vieles mehr.
Sie wünsche uns jedenfalls einen tollen Tag.

Ich war fix und fertig. Meine Kolleginnen versuchten, mich wieder aufzuheitern.

Mein Schatz rief an und erzählte mir, dass sie zuhause angerufen hätte, aber nicht mal den Mut gehabt hat, auf AB zu sprechen.


Schade, dass sie mich immer noch nicht kennt! Ich bin absolut nicht materialistisch eingestellt.
Klar hätte ich mich über derartige Überraschungen gefreut, aber für mich wäre viel wertvoller gewesen, sie bei vielen Dingen dabei zu haben,
mit ihr zu planen, aussuchen, einkaufen, fertig stellen.

Habe ich zuviel erwartet? Ich dachte, sie würde sich mit mir darüber freuen.......

Warum nur war sie immer sofort zur Stelle, wenn es mir dreckig ging und da wollte ich einmal mit ihr lachen und planen und aussuchen statt
Probleme zu wälzen und da ging das plötzlich nicht mehr?

Allerdings glaube ich nicht, dass sie wirklich all diese Dinge geplant hat. Für mich schmeckt es eher nach: so und jetzt guck mal auf was du
alles verzichten musst. Wie gesagt, ich kannte sie seit 14 Jahren!

Warum eigentlich drehen viele Menschen durch zu solchen Anlässen?


Ich war ziemlich erledigt.

Aber vielleicht kann man nicht die gleiche überschwängliche Freude bei seinen Mitmenschen voraussetzen,
die man selbst in solchen Situationen empfinden würde.

Bitter, aber wahr.


Aber ich möchte mich lieber der angenehmeren Seite widmen.
Der Countdown läuft....
Mein letzter Arbeitstag - Gott sei Dank!

Bei allem Chaos der letzten Zeit, bei allem Ärger, Stress und Enttäuschungen sehe ich langsam Licht!

Gestern Abend waren wir ein letztes Mal in unserem Lokal, um die endgültige Anzahl der Gäste anzugeben und die restlichen
Details zu klären - selbstredend dass wir dort noch lecker gegessen und diesen Abend einfach nur für uns zwei genutzt haben.


Unsere Wirtin hat mir natürlich sofort angesehen, dass ich ziemlich gestresst bin und ich habe ihr von dem Zwischenfall
mit meiner Freundin in der Kurzfassung erzählt. Sie scheint kein Freund von vielen Worten zu sein, sondern lässt lieber
Taten sprechen. Kurz und gut, mein Dekoproblem für Freitagabend hat sich ganz fix in Luft aufgelöst!

Wir werden allerdings am Freitagabend (und wenn es noch so spät wird!) mit meiner ganzen Deko ins Lokal fahren,
um dann auch alles so zu machen, wie wir es möchten - natürlich jetzt mit tatkräftiger Unterstützung.

Heute Mittag fährt mein Schatzi los, um seinen Anzug zu holen und nach Feierabend hole ich mein Kleid!

Morgen geht’s dann zur Kosmetikerin und nachmittags wird bei uns gekränzt!

Wie schön zu spüren, dass es auch zuverlässige Menschen gibt.
Von meiner tollen Freundin haben wir nichts mehr gehört.

Fazit:
Nichts wird so heiß gegessen, wie es gekocht wird und es gibt keinen Sonnenschein ohne Regen, kein Licht ohne Schatten!


Freitag, 22.10.2004

……noch 20 Stunden…….

Mir ist schlecht!

Gestern Morgen um 10.00 Uhr waren wir bei meiner Kosmetikerin –
mein Schatz lässt mich keinen Schritt mehr alleine tun - ob er Angst hat, ich würde mich aus dem Staub machen?

Bis 12.45 Uhr hat meine Kosmetikerin an mir herumhantiert und versucht, aus dem A…… ein Gesicht zu machen
und es scheint ihr sogar gelungen zu sein!
Warum krieg ich die Falten immer bloß auf dem Gesicht wo auf dem Hintern doch wesentlich mehr Platz dafür wäre?!

Jedenfalls war ich begeistert, als ich das Ergebnis im Spiegel bewundern konnte. Es waren herrliche, entspannende Stunden
und hätte ich nicht so dringend zur Toilette gemusst…..ich hätte die 20 Minuten Ruhe in denen die Gesichts-, Augen- und
Dekolletemaske wirken sollte, richtig genießen können.

Als wir damit fertig waren, hat sie sich meine Nägel vorgenommen, die ebenfalls sehr schön geworden sind und genau so,
wie ich es mir vorgestellt hatte.


Am frühen Abend dann wurde bei uns gekränzt. Viele liebe Menschen, mit denen wir überhaupt nicht gerechnet hatten, sind gekommen,
um sich mit uns zu freuen. Es war herrlich und richtig schön feucht-fröhlich.

Nach ein paar Stunden Schlaf sind wir dann gegen 7.00 Uhr aus dem Bett gefallen, um zu Ottos Aussegnung nach Venlo zu fahren.
Es wurde eine sehr schöne Trauerfeier. Festlich, feierlich und mit einer zu Herzen gehenden Ansprache. Alle bekamen eine rote Rose und
nachher durften wir uns an seinem geschlossenen Sarg von ihm verabschieden.

Es tat weh. Grenzenlos weh und an unsere morgige Hochzeit mochten wir beide in diesen Stunden nicht denken.

Wieder Richtung Heimat – noch fix die Mädels abgeholt und nach Hause. Gegessen, die Küche aufgeräumt, noch fix das Tagebuch schreiben
und gleich geht’s wieder weiter.


Der Blumenschmuck muss geholt werden, aber das macht Edi allein weil ich noch nix davon sehen darf.

Viele Kleinigkeiten müssen eingepackt werden, die Morgen gebraucht werden (morgen früh vergesse ich sowieso dann die Hälfte)
und dann steht uns noch der Weg ins Lokal am späten Abend bevor. Spät wird’s heute werden!

Und dann ist es auch endlich soweit: unsere Hochzeit!


Donnerstag…04. November 2004… seit 12 Tagen ein Ehepaar!

Wo ist die Aufregung? Die Nervosität? Die ganze Anspannung?
Alles verflogen! Was bleibt ist die Erinnerung an einen schönen Tag, das ruhige, sichere Gefühl der Gegenwart und die Freude
auf unsere gemeinsame Zukunft.

Aber ich glaube, es ist besser, am letzten Eintrag anzuknüpfen……..

Der Freitag gestaltete sich nicht ganz so überaus stressig, wie wir zuvor angenommen hatten.
Gegen 23.00 Uhr rief dann die Kellnerin unserer Location an, um uns mitzuteilen, dass, wenn wir möchten,
wir nun mit der ganzen Tischdeko beginnen könnten. Da ich bis dahin noch Zeit hatte, habe ich alles bereits zusammen gepackt,
um ja nichts zu vergessen.

Ein letztes Mal flogen meine Augen über die beiden Wäschekörbe voller Hochzeitsdeko und im Geiste hakte ich ein Stück nach dem anderen ab:


Platzdeko?
Eingepackt!

Menükarten?
Eingepackt!

Dekotüll?
Eingepackt!

Rosenblätter?
Auch vorhanden…hoffentlich reichen die!

Deko-Eheringe?
WEG!
Himmel hilf, wo hab’ ich die denn verkramt????? Nach einiger Suche fanden sie sich aber dann doch…….,
ganz unten in den Wäschekorb waren die kleinen Dinger gerutscht.

Am frühen Abend haben meine Schwägerin und ich unsere Efeuhecke „geplündert“ –
frischer Efeu macht sich ja bekanntlich besser - wir haben ca. 20 % davon gebraucht und den Wäschekorb, der zur Aufbewahrung diente,
vermissen wir bis heute.


Die Kellnerin hatte bereits damit begonnen, die Tische umzustellen. Da sich aber unsere Gästeliste mal wieder verändert hatte,
sie jedoch noch nichts davon wusste, kamen wir nicht umhin, auch hier wieder einiges umzustellen. Zunächst wussten wir nicht,
wo wir anfangen und wo wir aufhören sollten.

Aber zum Glück macht mein Schatz da nicht viel Federlesen sondern gehört zu der Kategorie, die die Ärmel hochkrempeln und loslegen.
Schwuppdiwupp hatte er sich die Platzdeko und unsere Liste geschnappt und legte los…er kontrollierte, dekorierte, entfernte wieder,
dekorierte um und nebenher scheuchte er mich von einem Tisch zum nächsten.

Der Mann arbeitete fix – so fix, dass er sogar noch Zeit hatte, Bilder zu machen…nackte Tische, Tische mit Tüll, Tische mit Tüll und Platzdeko,

halbnackte Tische und fertig dekorierte Tische……zwischendurch – rein zufällig natürlich! –
auch mal `ne gestresste Franzi mit Schweißausbrüchen und fransigen Haaren.


Aber irgendwann war alles fertig eingedeckt, noch ein paar Bilder und nix wie nach Hause! Mittlerweile war es fast 0.30 Uhr!
Wir sollten schlafen gehen…aber wir konnten nicht!
Also setzten wir uns in die Küche…erzählten und genehmigten uns einen Baileys……lecker!

Irgendwann mussten wir dann aber doch ins Bett – schließlich war es schon recht spät (schätzungsweise 1.30 Uhr)
und um 5.00!!! klingelte schon wieder der Wecker.


Samstagmorgen, 23. Oktober 2004 - 5.00 Uhr……unser Hochzeitstag!

Aufstehen wollte keiner von uns. Wir genehmigten uns noch diverse „fünf-Minütchen-Intervalle“ aber dann hörten wir die Mädchen
bereits in der Küche hantieren und so standen wir kurze Zeit später ziemlich verschlafen in der Küche und bereiteten alle gemeinsam
unser Frühstück mit vielen gesunden Sachen. Schließlich mussten wir fit und gestärkt sein.

Zu meiner großen Überraschung bekam ich sogar etwas hinunter!
Beim Zähneputzen wurde mir dann zwar doch noch schlecht, aber ich denke, dass ist nicht sonderlich erwähnenswert.

Dann hieß es: Tisch abräumen und die Spülmaschine füttern, die Betten machen und ich wurde kurzerhand ins Bad gedrängt.

Noch war im Haus alles ruhig.

Um 7.25 Uhr fuhr mich mein zukünftiger Gemahl zum Friseur. Dort war noch alles dunkel.
Schlimme Ahnungen machten sich in mir breit… was, wenn die alle ausgerechnet heute verschlafen haben?
Ist heute auch wirklich Samstag?
War der Termin auch wirklich für 7.45 Uhr? Eine sehr unchristliche Zeit, wie mein Mann bemerkte.


Dann die erlösende Aussage meines Mannes: „Du, guck mal, da drinnen ist wer!“
Da war ich nicht mehr zu halten! Raus aus dem Auto und mit unzähligen „los, komm schon!“ gingen wir zum Eingang.
Man(n) (und Frau!) war sichtlich überrascht, uns zu sehen. Es wurde nach dem Namen gefragt und der Terminkalender
wurde gewälzt während mir mittlerweile abwechselnd heiß und kalt wurde.

Doch, doch, hier steht’s ja! Na Gott sei Dank!
Mein Schatz verabschiedete sich, ich wurde zum Sitzen aufgefordert und schon ging’s los………….

Haare waschen, eindrehen und ab unter die Trockenhaube mit mir. „Zeitung?“ wurde ich gefragt.
Als ob ich jetzt die Ruhe hätte, mir jede Menge herrlicher, kalorienreicher Rezepte anzusehen um dann hinterher auf eine
nicht enden wollende Liste mit Diät -Tipps zu stoßen!

„Nein, danke. Könnte ich bitte vielleicht einen Kaffee bekommen?“ Ich bekam ihn – den Sekt haben se dann doch vergessen.

So trank ich gedankenverloren meinen Kaffee und rauchte und rauchte und rauchte und rauchte


Ringringringring! Die Trockenhaube meldete ziemlich lautstark, dass die Trockenzeit beendet wäre.
Meine Friseurin schien ihr aber nicht zu trauen, denn vorsichtig überprüfte sie dennoch den Wahrheitsgehalt dieser Aussage.
Befand sie als richtig, schob die Haube zur Seite und…………ließ mich relativ nett dort sitzen - die Haare müssten noch etwas
auskühlen, meinte sie. Während dieser Auskühlzeit wurde ich zur Maniküre gebeten.

An meinen Hochzeitsnägeln, die bereits am Donnerstag zuvor fertig waren, wurde erneut gefeilt, lackiert und mit
Glitzerflitterglimmer dekoriert. Anschließend bekamen sie durch Strasssteinchen den letzten Schliff.

Mit Lockenwicklern in den Haaren und weit gespreizten Fingern wegen des noch feuchten Nagellacks marschierte ich
unter den Augen einiger müde aussehenden Männer und munter tratschenden Omis zurück an meinen Platz im Salon.

Dort wurde dann ausgekämmt, toupiert, festgesteckt, eingesprüht…….
Millionen Haarnadeln zierten mittlerweile meinen Hinterkopf.


Ich durfte den Kaffee austrinken und die angefangene Zigarette (keine Ahnung, die wievielte es mittlerweile war) zu Ende rauchen,
als ich wieder durch den Salon spazieren musste – auf ging’s in die nächste Etappe – dem Braut Make-up! Zuerst wurde mein Gesicht
und mein Dekollete mit einer Ampulle verwöhnt und erfrischt, dann wurde abgedeckt, gepudert und kunstvoll „gemalt“.
Den Abschluss bildete Gloss auf den Lippen und Glitzereffekte im inneren Winkel der Oberlider.

Naja, in dem Alter dauert eine Komplettrestaurierung nun mal seine Zeit!

Und zurück in den Salon…….
die Männer wurden munter und schauten mir bewundernd hinterher und die Omis fragten stets und ständig nur, ob ich denn schon
nervös wäre. Ich doch nicht!!! Mir war nur speiübel!

Ich schickte eine SMS an meinen Schatz, dass er mich in ca. 15 Minuten abholen könne, als die Friseurin meine Frisur endgültig fertig stellte
und die Schmuckhaarnadeln anbrachte. Ich wartete auf meinen Schatz.

Überpünktlich stürmte er den Salon, um seine zukünftige Frau den geifernden Männern zu entreißen!


Zuhause angekommen glich unser Haus einem Bienenstock – alle verfügbaren Familienmitglieder schwirrten umeinander.

Ich machte mir einen Kaffee und steckte mir noch eine Zigarette an. Mein Schatz war auch nicht untätig und begann, den Wagen zu schmücken.

Auch er musste sich fertig machen, sich anziehen und zwischendurch räumte der arme Schatz immer wieder leere Kaffeetassen in die Maschine,
kramte nach verlegten Dingen und schien die Ruhe selbst.

Es klingelte, sein Trauzeuge mit Tochter stand vor der Türe und verlangte Einlass nebst Kaffee, der ihnen selbstverständlich gewährt wurde.

Es klingelte. Meine Trauzeugin nebst Freund und Tochter mit Freund standen vor der Türe und verlangten ebenfalls Einlass.

So kam es, dass ich um kurz vor 11.00 Uhr (die Trauung war um 12.30 Uhr!!!) immer noch in Jeans und Bluse durch die Bude rannte!


Ich suchte meine älteste Tochter, die mir beim Anziehen behilflich sein sollte………. sie war wie vom Erdboden verschluckt!

Stattdessen erwischte mich meine Nichte, die um Haarspray bat. Ich verwies sie an meine Tochter,
die immer noch nicht auffindbar war und verzog mich ins Dachgeschoss zu meiner Jüngsten, um mich endlich anzuziehen.
Und plötzlich tauchte meine Große auf – im Schlepptau meine Nichte, die sich mit einer Kamera bewaffnet hatte,
um die Entstehung der Braut auf Bildern festzuhalten.

Wäsche
Strümpfe
Korsage
Reifrock
Rock
wieder Korsage
Schuhe …………………..

ich wollte nicht mehr!
Es gefiel mir nicht mehr!
Ich gefiel mir nicht mehr!

Noch bevor ich mich wieder ausziehen und völlig entnervt in die Ecke hocken konnte, haben mich die Mädchen zum Glück
wieder beruhigt. Der Schmuck wurde noch angelegt und dann war ich endlich fertig.

Und ich hatte Glück im ganzen Sonnenbankunglück: die „verbrannten“ Stellen befanden sich alle dort, wo sie, außer
meinem Mann, sowieso keiner zu sehen bekam. Jedes andere sichtbare Fleckchen Haut zeigte lediglich gesunde Bräune!


Auf meine Frage, wer denn noch immer im Haus sei, lief meine Nichte runter und setzte alle kurzerhand vor die Tür –
inklusive meinen zukünftigen Gemahl!

Als sie dann „die Luft ist rein!“ meldete, begann für mich der schlimmste Teil: ich musste die relativ steile aber angenehm
breite Buchenholztreppe hinuntersteigen um dann durch den Hausflur (zwei weitere Treppen) in unsere Wohnung zu gelangen.
Es hat ohne Stolpern und verheddern hervorragend geklappt.

Da stand ich nun in der Küche. Kein Mensch mehr da, irgendwie komisch, aber ich wollte es doch so!
Wo ist Edi’s Trauzeuge??????
Meine Nichte meinte trocken: der ist schon weg.

!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!


Meine Stimme versagte, meine Knie wurden weich…..wie weg? Ohne mich?
Wie komm ich denn jetzt zum Standesamt? Soll ich mir etwa ein Taxi rufen?
Meine Tochter beruhigte mich: „Ohne dich machen die gar nix! Bleib ruhig!“

Kluges Kind! Muss sie von mir haben……

Ich steckte mir völlig undamenhaft eine weitere Zigarette an.


Und da kam Richard herein und blieb erstaunt stehen – mein erstes stummes Kompliment – war das schön! Ich grinste vor Freude.

Aber dann hatte ich keine Ruhe mehr und drängte zum Aufbruch – es war 5 Minuten nach halb zwölf.

Sind alle Fenster geschlossen?
Hat mein Schatz auch die Blumen nicht vergessen?
Unsere Ausweise?
Das Stammbuch?
Wie war das noch? Wie hieß die Abfahrt?

Mein Kopf war leer……. als letzte verließen Richard, meine Tochter und ich das Haus. Es hatte leicht geregnet und so raffte ich die Röcke,
damit sie auf dem kurzen Stück zum Auto nicht verschmutzten.


Wir sitzen im Auto und es kann endlich losgehen – mit 50 km/h auf der Autobahn! Unvorstellbar.
Aber schneller durften wir nicht fahren, wenn wir den Blumenschmuck nicht verlieren wollten.

Autos hupten, Menschen winkten, LKW’s dröhnten, die Zeit verging und ich hatte das Gefühl,
wir würden auf der Stelle kleben. Es ging und ging nicht vorwärts!

Meine Augen auf Uhr und Tacho geheftet fuhren wir locker flockig an der Ausfahrt vorbei!

PANIK!!!!!!


Wir kommen zu spät!
Wo sind wir denn?
Ich kenn hier nix mehr?...........

Ich hatte Glück, dass Richard seinen humanen Tag hatte! Ansonsten hätte ich bestimmt aussteigen und laufen dürfen.

Er blieb ganz ruhig, obwohl er mich kurz zuvor an Nervosität schon beinahe übertroffen hatte. Er wisse schon, wie er fahren muss, meinte er locker.

Auf einmal tauchte in der Ferne das Rathaus auf – ich tupfte Schweißperlen von der Stirn. Hätte ich auf mein Handy schauen können, hätte ich bemerkt,

dass mein Schatz bereits 3x!!! versuchte hatte, uns anzurufen. Aber vorsichtigerweise hatte ich mein Handy bereits zuhause auf lautlos gestellt –

ich hätte es sonst glatt vergessen. Zum anderen: Wo soll die Braut denn bitte ihr Handy aufbewahren?

Im Dekollete? Im Strumpfband?

Ein Täschchen hatte ich nicht – fand ich blöd. Tempos, Lippenstift, Nähzeug, Handy und einiges an „sonstiges“ befand sich in einem kleinen Rucksack,
den meine Trauzeugin übernommen hatte. Naja, in dem Alter reicht eben Schminktäschchen nicht mehr!

Mir war hundsübel, ich musste schrecklich dringend zur Toilette und eigentlich wollte ich nur noch zu meinem Schatz!


Meine Augen suchten ihn unaufhörlich als wir ganz langsam auf eine große Gruppe Menschen vor dem Standesamt vorfuhren……
ich sah Familie, Freunde, eine oder zwei meiner Kolleginnen aber wo steckte mein Schatz?

Wie komme ich bloß recht elegant und leichtfüßig mit diesen Unmengen Stoff aus dem Wagen ohne mich dabei auf die Nase zu legen,
dachte ich verzweifelt, als sich auch schon die Tür öffnete und ein lieber Freund und Bikerkollege sich meiner annahm.

Edi wurde zum Stillstehen und Abwarten verdonnert. Er sollte stehen bleiben und auf seine Braut warten.
Ich verließ den Wagen, suchte mit den Augen meinen Schatz und was ich da sah, ließ sofort Tränen des Glücks in meine Augen steigen: Mein Schatz!
Er sah umwerfend aus, wie er da so hilflos stand in seinem tollen Anzug mit dem wunderschönen Brautstrauß für mich in der Hand!

Er strahlte mich glücklich an, als ich langsam auf ihn zuging…….. ach, ich war so stolz auf ihn! Mein Herz wurde mit einem Mal riesengroß und drohte
gleich jeden Moment vor lauter Glück zu zerspringen! Ein Moment, den ich nie vergessen werde………



Ich ließ mich in seine Arme fallen………….Er gab mir den Brautstrauß und augenblicklich begann ich wieder zu zittern.

Ich zitterte in einer Tour, unaufhörlich, am laufenden Band. Ein Wunder, dass der Brautstrauß durch die ganze Zitterei nicht alle
Blüten und Blätter verloren hat!

Alle strahlten um die Wette, wir sahen in lauter fröhliche Gesichter. Die Kameras zuckten unaufhörlich. Gerade in dem Augenblick,
als wir den Innenhof des Standesamtes betreten wollten, begannen die Glocken der nahe gelegenen Kirche zu läuten.
Eine Gänsehaut wechselte die andere ab.

Dann standen wir vor dem Trausaal, in dem noch eine Trauung stattfand. Formalitäten wurden erledigt und nach einer halben Ewigkeit
– wie mir schien – sollten wir unserer Standesbeamtin in ihr Büro folgen. Dort legte sie uns ein Dokument vor, welches unseren künftigen
Familiennamen bestätigte. Dieses sollten wir unterzeichnen. Zwischenzeitlich verließ sie das Büro um, wie wir später feststellen konnten,
alle Gäste vor uns in den Trausaal zu bitten.


Die große Türe öffnete sich, wir traten in den Trausaal und alle Augen richteten sich auf uns.

Der erste Lacher, als uns eine große Säule, die genau hinter unseren Stühlen stand, den Weg versperrte
und wir hier zum letzten Mal „getrennt“ wurden.

Wir setzten uns. Die Beamtin begann.

Sie erzählte ein wenig von der Geschichte des Rathauses, des Trausaales und des recht imposanten Stuhles,
auf dem sie saß und auf dem sogar schon einmal Königin Elisabeth gesessen hätte.

WER WILL DAS DENN HÖREN????????
Erstaunlicherweise war ich sofort wieder ganz ruhig.


Dann, nach wenigen Minuten kam sie auf den eigentlichen Grund unseres Beisammenseins – unsere Trauung!
Na endlich, dachte ich, und fing umgehend wieder an zu zittern.

Sie sagte, dass sie gerne persönliche Dinge sagen würde, aber da sie uns nicht persönlich kennt, möchte sie dies an jemanden weitergeben,
der uns recht gut kennt.

Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, als mein Zittern und meine Nervosität mich auch schon wieder übermannte.

Sie gab das Wort weiter an eine liebe Freundin
– unsere Tina –
die sich mit einem verschmitzten, breiten Lächeln auf den thronähnlichen Stuhl setzte und ein wenig aus den Nähkästchen plauderte.

Eine wunderschöne, rührende Rede, die sie da zusammengestellt hatte! Sie erzählte von Schicksalsschlägen, unserer Suche nach einem
Partner und unser Finden im großen www.
Und entsprechend flossen auch überall die ersten Tränchen.

Dann, nach einem starken, heftigen Applaus für sie, folgte unsere Trauung – unser Ja-Wort.
Es kam so fest, bestimmt und unumstößlich, dass wohl keiner mehr daran zweifelte.


Es folgte der Ringwechsel.
Alles klappte hervorragend…….
Natürlich auch wieder nur, bis ich an der Reihe war!

Meine Nervosität erreichte hier ihren Höhepunkt – Adrenalin pur!

Nein, ich habe den Ring nicht fallen lassen! Aber ich zitterte so sehr, dass alle in Gelächter ausbrachen und ich bin fast sicher,
dass hier und da schon Wetten abgeschlossen wurden.

Der Ring ging ganz leicht über den Ringfinger meines Mannes und als die Standesbeamtin meinte, er wisse ja wohl, was jetzt folgt,
hatte er mich auch schon in seine Arme genommen und ich wünschte mir, dass dieser Kuss niemals enden würde.

Unter großem, emotional geladenem Applaus strahlten wir uns an, küssten uns und es schien, als würde alles Glück der Welt nur uns gehören.

Wir waren Mann und Frau!
Ein Glücksgefühl nach dem anderen durchströmte mich.


Nun ging es an die Unterschriften.

Die ersten Töne von Whitney Houston „I will always love you“ aus „Bodyguard“ waren zu hören.
Ich zitterte, konnte kaum den Stift ruhig halten!
Bei meinem Mädchennamen war es aus – ich wusste nicht mehr, wie der geschrieben wurde!

Meinem Gefühl zufolge muss ich mindestens ne Stunde dran gesessen haben.

Alles lachte!


http://yfrog.com/jnvideohzneuz

Wir wurden zur Gratulation „freigegeben“

Da sah ich erst, wer alles da war!
Und kam aus dem Staunen nicht mehr raus.
Viele Bikerfreunde, alle meine engsten Kolleginnen, Familie und Freunde.

Als die Reihe der Gratulanten an Tinchen und Klaus kam, standen diese beiden lieben Menschen mit Sektgläsern vor uns!
Damit haute sie mich dann endgültig um!
Alles war perfekt – dank ihrer Mühe und Organisation!

Wir stießen alle an, die Kameras hatten nicht einen Moment stillgehalten.

Nun verließen wir das Standesamt, machten hier und da noch ein Foto und kurz bevor wir auf die Strasse traten heulten Motorräder auf.
Ein ohrenbetäubender Lärm hupender, dröhnender Motorräder umfasste uns wie eine Wolke.
Da war es endgültig um meine Fassung geschehen! Ich heulte und lachte gleichzeitig!

Draußen standen unsere Freunde und empfingen uns auf ihre Weise – eine liebevolle, ehrende, herzliche Art und Weise.
Wir waren so stolz!


Klar, dass ich sofort Anstalten machte, mich auf ein Motorrad zu setzen (im Damensitz natürlich!).
Klar war auch, dass ich mir augenblicklich ein winzigkleines Loch im Kleid zuzog - verursacht durch den heißen Auspuff des Möppis.
Aber das war mir egal! Ich brauche es doch eh nie wieder und verkauft wird es auch nicht!

Nach weiteren Glückwünschen, Küsschen, Fotos und Händeschütteln fuhren wir dann im Konvoi
unter nicht enden wollendem Gehupe und Gedröhne zu unserer Location.

Dort angekommen gab’s dann zunächst einen Sektempfang (natürlich auch Kaffee und alkoholfreie Getränke für alle motorisierten Gäste).
Geschenke und Glückwünsche wurden überreicht und obwohl wir uns wehrten, kamen wir ums Auspacken der Geschenke nicht herum.

Die Hochzeitstorte wurde gebracht.

Mein Mann hielt eine kurze Begrüßungsrede und wir schnitten sie an, da ja mittlerweile die Mittagszeit überschritten war und sich hier und da
sicherlich Appetit bemerkbar machte. Außerdem wollten wir, dass ALLE ein Stück bekamen – vor allem diejenigen, die später zur Feier nicht mehr dabei waren.

Peinlich genau achteten wir darauf, dass keiner von uns beim Anschneiden die Hand oben hielt.

Gut, mein Mann hielt sich nicht unbedingt daran, aber das habe ich großzügig verziehen.


Die Hochzeitstorte war einfach ein Gedicht und sie hat allen gut geschmeckt.
Dank meiner lieben Kolleginnen häuften sich weitere leckere Torten auf dem Kuchenbuffet
von denen ich vorher nichts wusste. Ich bekam lediglich von ihnen die Anweisung, mich nur um die Hochzeitstorte zu kümmern.

Unsere Gäste ließen es sich schmecken!

So allmählich wurde ich ruhiger und begann, die Feier zu genießen.

Sogar essen konnte ich! Nicht viel, weil ich froh war, wenigstens genügend Luft zu bekommen zugeschnürt wie ich war aber das,
was ich essen konnte war einfach hervorragend.

Im Grossen und Ganzen wurde es eine schöne Feier – es wurde viel gelacht, fotografiert, gefilmt, gegessen, getrunken und alles wieder abgetanzt.


Unser Eröffnungstanz klappte richtig gut und obwohl es ein schwieriges Stück war (Nabucco – der Gefangenenchor),
hat mein Schatz sich tapfer geschlagen. Alle meinten, wir hätten geübt!
Von wegen! Dazu war mein Schatz nun überhaupt nicht zu bewegen.

Am späten Nachmittag hatte dann meine Jüngste ihren Auftritt.
Zitternd vor Aufregung stand sie vor uns und sang und sang und sang! „Your’re still the one“ von Shania Twain.

Nach der anfänglichen Nervosität fing sie sich und ihre Stimme wurde immer stärker und stärker – es war wunderschön und alle waren begeistert.
Ein schönes Geschenk!

Dann, am späten Abend bekam ich eine Gebrauchsanweisung für die Hochzeitsnacht – die ich natürlich laut (mit Mikro!) vorzulesen hatte.

Die Verursacher dieses Spielchens warteten gespannt darauf, dass ich vorne neben meinem Mann stehe und stotternd mit hochrotem Kopf
eben diese Anweisung vorlese……. Aber da kennen sie mich aber schlecht!

Ich muss wohl meine Sache ziemlich gut gemacht haben, denn Gelächter machte sich breit.


Meine Mädchen hatten auch etwas vorbereitet – ein Spiel nach dem Motto „ich packe meinen Koffer“
Aber nix mit Theorie! Wir mussten tolle Dinge von den Gästen einsammeln:

Schwarze Socke mit Loch ????
BH in DD
Gestreiftes Oberhemd
Herrenschuhe
Etiketts von Boxer Short und Tanga
usw. usw. usw.

Unsere Gäste saßen ziemlich bald ohne Socken, Schuhen, BH und Hemd da!

Es sah überaus reizvoll aus, als unser Ralf kurzerhand den Schlips über den nackten Oberkörper hängte,
seine Weste und sein Jackett drüber zog – hatte schon etwas verwegenes…..

Schminkspiegel und Lippenstift waren Peanuts dagegen!

Aber auch das haben wir mit Bravour bewältigt.


Nach Mitternacht hat mich mein Mann dann unter den Klängen von Joe Cocker und vielen Pfiffen der anwesenden männlichen Gäste
sehr gekonnt nach amerikanischer Sitte meines Strumpfbandes entledigt (woher kann der Kerl das so professionell??????)

Hielt mir triumphierend sein lachendes Gesicht mit Strumpfband zwischen den Zähnen entgegen, steckte es kurz entschlossen ein (das ist meins!!!!),
küsste mich und hob mich vom Stuhl.

Kleine Anmerkung: wer bis hierher durchgehalten hat, darf jetzt auch mal gucken…


http://yfrog.com/jvstrumpfbandz

Kurze Zeit später habe ich dann meinen Brautstrauß (Ersatzstrauß) geworfen.

Nachdem er beim ersten Mal sein eigentliches Ziel – alle unverheirateten weiblichen Gäste – verfehlt hatte und in eine Ecke flog.

Was soll ich lang erzählen? Meine Jüngste (in 1,5 Monaten gerade mal 16!) fing ihn locker aus der Luft. Sie hat ihn nicht mehr rausgerückt!

Ein langer, aufregender aber wunderschöner Tag voller vieler schöner Überraschungen und vielen Emotionen neigte sich dem Ende.
Gegen 2.00 Uhr Morgens haben wir dann das Fest beendet, uns ein Taxi rufen lassen, welches uns heimbringen sollte.

Im Treppenhaus erstrahlte die Treppe im Glanz vieler brennender Teelichter.
Nun wussten wir auch, warum meine beiden Töchter und unsere Nichte vor uns die Feier verlassen hatten.


Mein Mann schlich sich ganz Gentlemen like als erster vorsichtig in die Wohnung, trug mich traditionell über die Schwelle,
küsste mich und wünschte mir alles Gute in meinem neuen Zuhause……..die Tränen schossen mir wieder in die Augen.

Überall standen Teelichter……… An der Schlafzimmertür klebte ein Schild, welches jedem sagen sollte, dass wir frisch verheiratet sind……….

Das Schlafzimmer selbst erstrahlte im Schein vieler Teelichter……… auf dem Bett lagen mindestens, wenn nicht noch mehr Wasserbomben
(allerdings mit Luft gefüllt! DANKE!) und jede Menge Metallic-Konfetti……………über dem Bett wünschte uns ein riesiges Plakat eine wunderschöne Hochzeitsnacht
(Signatur: die BIKER!)

Betten ausschütteln, Ballons zerplatzen, alles zusammenfegen…………………fertig!

Nachdem mein Mann mich dann aus meinem Kleid geschält hatte, haben wir die Sektflasche geöffnet, die die Kids auch bereitgestellt hatten,
und haben unser Fest genüsslich zu zweit ausklingen lassen.


Sonntag, the day after!
Der Alltag hatte uns wieder! Raus aus den Betten und ab unter die Dusche.

Ein Kaffee wurde mir gewährt und dann ging der Stress auch schon wieder los:
Zuerst haben wir alle Geschenke bewundert, alle Karten zusammengepackt (wichtig für unsere Danksagungen),
in unserem Biker-Forum weitere Glückwünsche gefunden – die Zeit raste!

Wir machten uns fertig und fuhren ins Lokal – dort stand noch jede Menge von dem leckeren Kuchen, jede Menge Fleischplatten,
massig Chili con Carne, welches um Mitternacht gereicht worden war. Alles wollte mitgenommen, umgepackt und eingefroren werden.
Auch mussten wir unser Auto holen, die Tischdeko und Millionen anderer Kleinigkeiten.


Wir luden alles ins Auto, es passte nicht. Also haben wir das Auto meiner Schwägerin auch noch beladen.
Zurück nach Hause.
Alles ausladen, nach oben schleppen, verpacken, einfrieren.
Kuchenplatten, Fleischplatten und jede Menge Sonstiges wurde gespült (kann man doch so nicht zurückgeben! der erboste Kommentar meines Angetrauten).

Als alles verstaut war ging’s zurück zum Lokal – die Kuchenplatten mussten zurück an den Besitzer.
Anschließend ins Cafe – die Etagere der Hochzeitstorte musste ja auch zurück und die Rechnung musste auch beglichen werden.
Ich protestierte allmählich und bekam zur Ruhigstellung einen Kaffee (auf Kosten des Hauses!)

Danach fuhren wir zum Friedhof und haben den Blumenschmuck vom Brautwagen auf das Grab von Karin gelegt – Edi’s liebe Frau.
Bewegende Momente, viele Gedanken schossen mir durch den Kopf……………

Am Abend dann, wir waren ziemlich erledigt, haben wir mit Schwager und Schwägerin die Videoaufnahmen unserer Hochzeit angeschaut,
die Norbert, mein Schwager gemacht hatte.
Es waren vier à 60 Minuten…………….es wurde spät.


Montag, 25.10.2004 – unsere Fahrt in die Flittis!

Koffer wurden gepackt – wir mussten in die Stadt, um die Halterung für den Blumenschmuck zurück zu bringen.
Wir lobten die Inhaberin des Blumenladens und gaben ihr ein paar Bilder vom Brautstrauß und vom Brautwagen für ihre Vorlagenmappe.

Diverse Dinge noch erledigen, schnell noch beim Türken lecker frühstücken und gegen 11.30 Uhr! (zwei Stunden später als geplant)
fuhren wir endlich los Richtung Garmisch-Partenkirchen.

Dort erlebten wir herrliche Tage, waren auf der Zugspitze, sind mit der Gondel auf den Wank gefahren und haben das Spielkasino besucht.

Auf dem Rückweg machten wir einen Abstecher ins Allgäu und in den Schwarzwald. Haben die größte Kuckucksuhr der Welt bewundert,
die bekannte Uhrenstrasse gesehen und waren am späten Freitagabend müde aber glücklich wieder zuhause.

Eine stressige aber wunderschöne Zeit – eine Zeit, die wir nie vergessen werden.


Erwähnenswert bleibt nur noch die Tatsache, dass sich genau in dieser Zeit meine sonnenbankverbrannte Haut zu pellen begann.
Ne Pellkartoffel in den Flitterwochen!

© Francesca Skramec 2004


 
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pagano_483 schrieb:
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Ich weiß zwar nicht was das heißt! Aber wird schon passen :lol:
 
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wie schon gedacht, packend bis zur letzten Silbe.. einfach schön zu lesen.. :thumbs-up_new: :thumbs-up_new:
man kann sich so richtig darin hinein versetzen und man glaubt dabei gewesen zu sein..
freut mich dass ihr eine schöne Hochzeit hattet und vor allem haltet euer Glück ganz feste..
 

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