Hallo,
da ich mich seit nunmehr über 20 Jahren mit diesem Hobby beschäftige und seit meinem 7. Lebensjahr auch an Wettbewerben mit 1:8er Offroad-Verbrennern teilnehme, muss ich mich hier mal zu Wort melden und versuchen zu helfen, auch wenn eine "Fernschulung" beim Vergasereinstellen fast unmöglich ist, aber ich probiers mal, damit Du wenigsten ein paar weitere Tipps+Tricks hast...
Zuerst einmal ist die beschriebene Vorgehensweise von Tobi leider nicht richtig, da man es genau andersherum machen muss um am Schluss richtig zu sein. Warum erklärt sich dann in folgenden Infos zu den jeweiligen Einstellschrauben von alleine. Sorry aber das nur vorneweg, bevor es beim ein oder anderen Verwirrung gibt.
Grundinfos:
Hauptdüsennadel: Mit dieser Nadel stellt man den "oberen" Bereich des Motors ein, also die maximale Drehzahl. Daneben regelt man mit der Hauptdüsennadel auch, wieviel Sprit überhaupt in den Vergaser gelangt. Somit ist dies die "wichtigste" Einstellungsnadel am ganzen Vergaser, da alle anderen Einstellnadeln mehr oder weniger von dieser Nadel abhängig sind. Deswegen auch die Bezeichnung "Haupt"düsennadel.
Teillastnadel: Mit dieser Nadel stellt man den "unteren" Bereich des Motors ein, also wie er seine Leistung vom Stand weg abgiebt und wie er sich in den unteren Drehzahlbereichen verhällt.
Gemischverhältnis: Diese Nadel besitzten nicht alle RC-Motoren und es ist auch die Nadel, mit der man einen Motor "uneinstellbar" drehen kann. Die Gemischverhältnisnadel ist dafür zuständig, den Spritfluss im Vergaser (von der Hauptdüsennadel zum Schieber) zu leiten und mit dem Gemischverhältnis wir ebenfalls der komplette Düsenstock in der Länge verändert, was sich wirklich dramatisch auf den Lauf des Motors auswirkt. Deshalb die Empfehlung von mir: Wenn der Motor einmal richtig läuft, diese Nadel NIE wieder anfassen, wenn man sich nicht wirklich 100% mit der Materie auskennt!
Standgasschraube: Mit dieser wird wie sich schon aus dem Namen ergiebt, das Standgas eines Motors eingestellt.
Generelle Infos: Wenn man die Schrauben (Hauptdüsennadel u. Teillastnadel) nach rechts dreht (auch "zudrehen" genannt), stellt man den Motor magerer, er bekommt also weniger Sprit und bis zu einem gewissen Punkt mehr Leistung. Dreht man die Schrauben links herum (Gegen Uhrzeigersinn, auch "aufdrehen" genannt), bekommt der Motor mehr Sprit und läuft somit fetter.
Vorgehensweise:
1.) Da dein Savage XL normalerweise die Gemischverhältnisnadel mit eingebaut hat (ist idiotisch bei einem RTR Modell!) empfehle ich Dir als allererstes den Hauptdüsenstock abzubauen und dann in das Loch zu sehen. Da siehst du dann direkt auf die Gemischnadel, welche "Bohrungen" besitzt. Die Schraube am Vergasergehäuse möglichst bündig einstellen, aber "unbedingt" darauf achten, dass die Bohrung welche Du in der Gemischnadel siehst, in einer Flucht mit der Hauptdüsennadel steht, da nur so ein möglichst guter Fluss innerhalb des Vergasers gewährleistet ist und dieser somit deutlich leichter einstellbar wird. Beim wieder draufschrauben des Hauptdüsenstocks bitte mit Gefühl anziehen, da es sich dabei nur um Messing handelt, welches auch gerne mal abbricht, wenn man nicht gefühlvoll damit umgeht.
2.) Die Standgasschraube so einstellen, dass der Schieber im geschlossenen Zustand (Grundstellung Servo) ca. 1,5mm geöffnet ist.
3.) Kerze prüfen. Hier sollte die Glühwendel nicht verbogen oder zusammen gedrückt sein, ansonsten direkt austauschen. Von der Oberfläche der Wendel kann man auch grobe Sachen ablesen: Wenn die Wendel "matt" (wie Sandgestrahlt) aussieht, dann ist der Motor zu heiß bzw. zu mager gelaufen - Kerze vorsichtshalber austauschen, da ansonsten ggf. die Wendel abbrechen und in den Motor fallen kann. Sieht die Wendel hingegen verrust (dunkelbraun bis scharz) aus, dann deutet es auf eine zu fette Einstellung bzw. auf eine schlechte Verbrennung des Sprits hin. Auch hier ist je nach grad der Verrusung auch ein Tausch empfehlenswert, da die Kerze so nicht mehr richtig glühen kann.
Als Empfehlung kann ich Dir speziell die OS Kerzen empfehlen im Wärmewert A3 bzw. A5. Diese sind zwar etwas teurer, dafür aber standfester und speziell die A3 bietet ein größeres Einstellfenster für unerfahrenere Nutzer. Alternativ gehen Kerzen von Alpha, Novarossi, RB. Bitte aber keine Rossi Kerzen verwenden oder andere Billig No-Name Kerzen, da hiermit meist oft die Lust am Hobby schnell vergeht.
4.) Den Motor starten und im Stand oder bei langsamen Fahren warm werden lassen. Wichtig: Die Motoren können ausschließlich bei Betriebstemperatur (min. 90°C an der Glühkerze) RICHTIG eingestellt werden. Alles was man vorher einstellt ist nur grob und verändert sich nach wenigen Minuten und man darf ständig nachstellen.
5.) Zuerst die obere (Hautdüsennadel) einstellen in kleinen Schritten (1/8 Umdrehungen), bis der Motor im oberen Drehzahlbereich schön ausdreht aber auch unter Vollast noch eine leichte Rauchwolke aus dem Reso kommt. Hier ist erstmal zu vernachlässigen, wie sich der Motor im restlichen Bereich verhält.
6.) Anschließend geht es an die untere (Teillastnadel), wo etwas Gefühl gefragt ist. Auch hier immer in 1/8 Umdrehungen zu oder auf machen, da die Vergaser sehr stark auf kleinste Veränderungen reagieren!
7.) Jetzt das Standgas anpassen. Es sollte lieber etwas zu hoch sein, damit der Motor nicht immer gleich ausgeht, aber auch nicht soooo hoch, dass die Kupplung im Stand schon mitdreht. Das ist wie alles andere ein Erfahrungswert, der mit der Zeit kommt.
Zusätzliche Infos bzw. Problemberatung:
- Wenn das Modell länger steht fettet der Motor ab, was normal und auch gut ist. Er sollte beim wegfahren jedoch nicht ausgehen. Steht das Modell also ca. 10 Sekunden und man gibt dann langsam Gas und es raucht wie blöd, dann ist der Motor unten zu fett. (Also etwas magerer drehen und ggf. die Hauptdüsennadel wieder etwas 1/32 oder 1/16 Umdrehung öffnen wegen dem Gesamtverhältnis). Passiert es jedoch umgekehrt, d. h. wenn das Modell steht, man geht dann direkt auf Vollgas und es geht nichts richtig vorran, dann ist der Motor oben zu fett. (Also Hauptdüsennadel magerer stellen und unten meist wieder 1/16 oder 1/8 Umdrehung öffen). Etwas abfetten und rauchen ist aber ganz normal und auch wichtig für die Lebensdauer des Motors.
- Wenn man eine längere Distanz unter Vollast gefahren ist, dann vom Gas weggeht und der Motor zu "stottern" bzw. zu jammern anfängt, ist er zu mager eingestelllt. Meist an der Teillastnadel, diese dann also leicht öffnen und falls es weiterhin besteht, dann auch oben etwas öffenen.
- "Verschluckt" sich der Motor bei kurzen Gasstößen (Leistung bleibt kurz weg), dann ist er zu mager. Wenn er das bei kleinen Gasstößen macht (1. 1/3 des Vergaserwegs), dann ist die Teillastnadel schuld, was meist der Fall ist. Passiert dies jedoch bei schnelleren Geschwindigkeiten, dann eben die Hauptdüsennadel geringfügig öffnen.
So, ich hoffe das hilft dir am WE schon mal weiter. Falls nicht gibt es in Deiner Nähe ein paar Modellbauvereine, die etliche aktive Fahrer (1/8 Offroad Verbrenner), sowie auch permanente Offroad-Rennstrecken besitzen. Spätestens die Mitglieder können dir dann vor Ort helfen und du kannst dir die Materie am Beispiel deines Motors zeigen lassen und mit diesen dann üben. Generell sind Modellbau sehr umgänglich und helfen gern weiter. Vorsicht ist aber in diversen RC-Foren zu walten, da hier oft XXXX von vielen angeblichen Könnern erzählt wird - soviel nur zur Info.
Hier noch ein paar Links zu den Vereinen in Hessen:
http://www.Rhein-Main-Circuit.de
http://www.msc-obermoerlen.de
http://www.msvlinsengericht.de
Dann wünsche ich viel Spaß mit dem Modell und hoffe das alles gut gelingt.
MfG,
Christian