Daniel.Sun schrieb:
also sagt mir das ich lüge aber braucht man nicht Temperaturen um 2000°C, richtig viel Druck und O2-haltiger Atmosphäre um echt Carbonteile herzustellen?
opcorn_essen:
Nö. Und ja.
Carbon ist erstmal nix Besonderes. Es ist einfach Kohlefaser. Egal, ob Du es Karbon, Carbon oder Kevlar nennst. Alles das Gleiche.
Ob Du eine Glasfaser-Matte aus dem Baumarkt oder eine Hightech-Kohlefaser nimmst....es ist beides gleich schnöde. Die Kohlefaser ist ein bisschen leichter, aber darauf kommt es unter Umständen gar nicht an, denn:
Es gibt drei Arten des Laminierens und die machen den Unterschied:
1. Handlaminat:
Du legst ein Gewebe irgendwo drauf oder drum und streichst oder tupfst es mit Harz ein. Eine oder mehrere Lagen und - nun ja - am Ende entsteht ein Bauteil, bei dem es vollkommen wurscht ist, ob es Glasfaser oder Kohlefaser ist, weil das, was wiegt....ist das Harz! Nicht die Faser. Die 3 Gramm, die du an der Matte mit Kohlefaser sparst, machen in Relation zum Harz grad mal gar nix aus.
2. Vakuum:
Mit einer Vakuum-Pumpe auch daheim noch machbar und schon deutlich besser als das Handgeschmatter, weil durch den gleichmässigen Druck des in Folie verpackten vakuumierten Werkstücks so der Harz aus den "Poren" der Fasermatten gepresst wird. Es bleibt also nur der Harz am Werkstück, der da auch hin gehört und nicht alles, was du da drauf pinselst. Ergebnis: Entweder du kannst mehr Lagen auf gleiche Dicke bringen, womit der Kram deutlich stabiler wird oder Du kannst weniger Matten nehmen, womit der Kram deutlich leichter wird. Üblicherweise wird es leichter UND stabiler. ;-)
3. Backen im Koven:
Im Grunde ist das auch nix anderes, nur jetzt bleibt nur der Harz, der gebraucht wird. Und im Vergleich zu den ersten beiden Methoden ist das quasi nix. Deshalb sind diese Werkstücke auch nix anderes als schnöde Kohlefaser-Matten, aber mit so wenig Harz wie nur irgendmöglich versteift und damit auch entsprechend mit passender Statik berechnet, was auch wieder Gewicht spart, weil die Matten ja viel stabiler werden (oder weniger Matten übereinander gelegt werden müssen). Und da man den Aufwand treibt, nimmt man natürlich auch die leichtesten Matten, weils hier um jedes Gramm geht. Sonst bräuchte man diesen gigantischen Aufwand ja nicht treiben. Das ist aber auch schon alles.
Unterm Strich:
Es ist die Methode, die aus schlichter Fasermatte ein Kunstwerk macht. Beim Handlamieren hat die Kohlefaser wirklich nur einen optischen Sinn. Gewichtstechnisch / Stabilitätstechnisch hat das NICHTS mit einem Formteil für die Formel-1 zu tun. Gar nichts. Der Ruf der Kohlefaser ein High-Tech-Werkstoff zu sein, hat also im Grunde überhaupt nichts mit der Kohlefaser zu tun, sondern mit der Verarbeitung. Kein Mensch macht Glasfaser im Koven. Geht aber genauso.
Das ist auch schon Alles (im Wesentlichen...) :ugly:
P.S.: Soweit ich mich erinnere ist der Unterschied zwischen Methode 2 und 1 DEUTLICH größer, als zwischen 2 und 3, aber da gehts dann halt wirklich um jedes Gramm, also ist jeder Aufwand recht. Segelflugzeug-Rümpfe zum Beispiel werden auch mit Vakuum-Technik hergestellt. Das ist ganz sicher nicht übel, hat aber mit Handlaminat schon nix mehr zu tun (auch wenn eine starke, gute Vakuummpumpe natürlich auch schon einen Unterschied zu einer schwachen kleinen macht) :mrgreen: